Malta: Festnahme im Mordfall Caruana Galizia

Die maltesische Polizei hat am Mittwoch im Zusammenhang mit dem Mordfall an der Journalistin Daphne Caruana Galizia den Geschäftsmann Yorgen Fenech verhaftet. Ihm gehört die Offshore-Firma 17 Black, über die Bestechungsgelder geflossen sein sollen, wie Galizia enthüllt hatte. Medien sind uneins: War es richtig, den Namen des Verdächtigen zu nennen? Und was bedeutet der Fall für Europa?

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La Repubblica (IT) /

Das Kraftwerk der Korruption

Seit er 2013 den Bauauftrag für das einzige Gaskraftwerk Maltas erhielt, hatte Fenech die Regierung in der Hand, resümiert La Repubblica:

„Das neue Gaskraftwerk ist die Triebkraft eines Korruptionssystems, in dem Yorgen Fenech und die große Liquidität seiner Gruppe den Dreh- und Angelpunkt bilden. ... [Fenechs Off-shore-] Gesellschaft '17 Black' wird zum finanziellen Vehikel, um Bestechungsgelder an die Männer zu verteilen, die Premierminister Joseph Muscat am nächsten stehen. ... '17 Black' ist das Geheimnis, das den korrupten Pakt, der die Insel regiert, zusammenhält, und dessen weitverbreitetes Netz Daphne Caruana Galizia 2017 erahnt. Ein Geheimnis, für das Daphne mit ihrem Leben bezahlt hat und das nun, in den Augen der maltesischen Ermittler, das solide Motiv für den Mord ist“

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Tages-Anzeiger (CH) /

Diese Vorgänge sollten Brüssel zu denken geben

Aus der Festnahme des tatverdächtigen Unternehmers Yorgen Fenech muss die EU Konsequenzen ziehen, fordert der Tages-Anzeiger:

„Plötzlich ist das Undenkbare sehr real denkbar. Die tödliche Gier nach Geld hat offenbar direkte Verbindungen in die Spitze einer europäischen Regierung, tief hinein in die Zentrale der Macht. Fenech soll den Kabinettschef des Premierministers und den damaligen Energieminister geschmiert haben, das jedenfalls ist der Verdacht. Und obschon er das kleinste Mitglied betrifft, drei Inselchen im Mittelmeer, sollte das auch in Brüssel zu denken geben, ganz dringend sogar.“

The Malta Independent (MT) /

Vorschnelle Enthüllungen gefährden Aufklärung

Maltas Presse sollte bei der Berichterstattung über die Ermittlungen mehr Zurückhaltung üben, appelliert The Malta Independent:

„Dass Teile der maltesischen Medien den Namen des angeblichen Mittelsmannes bei der Ermordung Daphne Caruana Galizias nannten, war völlig unverantwortlich, wenn nicht sogar gefährlich. Damit riskiert man nicht nur eine massive Behinderung der polizeilichen Nachforschungen. Nein, es wird auch ein juristischer Deal gefährdet, der dem Mittelsmann allenfalls angeboten werden könnte, falls er entscheidende Informationen zum Fall liefert. Der Mord hat ja nicht nur Malta, sondern die ganze Welt erschüttert. ... Es gibt Zeiten, in denen sich die Presse zurückhalten sollte. Und dieser Fall war unserer Ansicht nach eindeutig ein solcher.“