Erdoğan will Corona-Hilfe durch Spenden finanzieren

Statt wie erwartet eine landesweite Ausgangssperre zu verkünden, rief Erdoğan am Dienstag eine "Kampagne der nationalen Solidarität" aus: Die Bürger sollen für all jene spenden, die aufgrund der Corona-Pandemie ihre Arbeit verlieren. Kritiker fürchten, dass das Geld vor allem regierungsnahen Unternehmen zugutekommen könnte. Türkische Medien sind in der Bewertung der Maßnahme gespalten.

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T24 (TR) /

Die Hauptverantwortung liegt beim Staat

Nicht der Bürger, sondern zuallererst der Staat steht in derartigen Krisen in der Pflicht, betont T24:

„Spendenaktionen können nur ergänzende Elemente des Kampfes gegen Katastrophen und wirtschaftliche und soziale Untergänge sein. Es obliegt nicht dem Bürger, sondern dem Staat, hierfür die entscheidenden Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Die türkische Gesellschaft zeichnet sich durch enge Familienbindungen und eine Solidaritätskultur bei Erdbeben, Überschwemmungen und Bränden aus und hat sich schon immer rege an Hilfskampagnen beteiligt. Es besteht kein Zweifel daran, dass sie auch diesmal alles in ihrer Macht stehende tun und ihren Beitrag im Kampf gegen das Virus leisten wird. Doch sie wird auch erwarten, dass der Staat seiner Pflicht nachkommt.“

Star (TR) /

Nur Verräter unterstützen die Kampagne nicht

Die Kritik kommt von den üblichen Vaterlandsverrätern, schimpft die regierungstreue Tageszeitung Star:

„Eine pathologische Gruppe, die für kein Problem dieses Landes jemals nach Lösungen gesucht hat, ist schon wieder damit beschäftigt, die Harmonie zu zerstören und Zwietracht zu säen! … Der Staat und die Nation haben sich vereint, der Staatspräsident hat eine Solidaritätsbewegung angestoßen, aber wieder einmal gibt es schwarze Schafe. ... Sie stören sich an einem so starken und positiven Aufruf und daran, dass die Bürger diesem Aufruf Folge leisten. Um den Effekt zu zerstören, rufen sie 'Ihr kriegt keinen Groschen'. ... Warum tut Ihr das? Dies ist ein Land guter Menschen, Euch zum Trotz. Sie sind patriotisch, großzügig, würden in den Tod gehen. ... Aus dieser Krise werden wir Hand in Hand herauskommen, unsere Zukunft ist voller Gesundheit und Wohlbefinden.“