Trump droht mit Austritt aus der WHO

In einem Brief vom Montag hat US-Präsident Trump der WHO gedroht, die Mitgliedschaft der USA zu überdenken, sollte sich diese nicht innerhalb von 30 Tagen zu "wesentlichen Verbesserungen" verpflichten. Die US-Zahlungen an die Organisation, der er eine zu große Nähe zu Peking und eine Mitschuld an der Corona-Krise vorwirft, hatte Trump bereits vor Monatsfrist eingefroren. Was ist von dem neuen Vorstoß zu halten?

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Aftonbladet (SE) /

Kräftemessen als Ablenkungsmanöver

Mit dem Ultimatum an die WHO will der US-Präsident die Situation im eigenen Land vergessen machen, schreibt Aftonbladet und erinnert an die jüngste Prognose von Notenbankchef Powell, wonach die Wirtschaft der USA mit 30 Prozent schrumpfen und die Arbeitslosigkeit bei 25 Prozent liegen könnte:

„Solche Prognosen überleben nur wenige Politiker. Und es sind ganz sicher keine Prognosen, mit denen man wiedergewählt wird. Beim Kräftemessen mit China ging es die ganze Zeit nur um die Meinungslage daheim. WHO und Uno stehen bei Trumps Wählern nicht hoch im Kurs und sind deshalb ein logisches Opfer. Den Fokus auf die WHO und China als Problem zu verschieben, lenkt die Aufmerksamkeit von der Tatsache ab, dass es Donald Trump war, der die Maßnahmen ergriffen hat, die Unternehmen und Arbeitsplätze in den USA in Wahrheit gefährden.“

Handelsblatt (DE) /

Peking würde noch dominanter

Ein US-Rückzug aus der WHO dürfte letztlich China in die Hände spielen, fürchtet das Handelsblatt:

„Das Riesenreich strebt immer offener eine globale Dominanz an und wird alles daransetzen, in das Vakuum vorzustoßen, das die USA in der Weltgesundheitsorganisation hinterlassen werden. Der imperiale Auftritt des Präsidenten Xi Jinping bei der Weltgesundheitsversammlung gab einen bitteren Vorgeschmack auf eine WHO, die den Vorgaben aus China noch mehr folgen wird. In der nächsten Pandemie, und sie wird kommen, könnte Peking die Nummer Eins in der WHO sein. Für die Welt bedeutet das nichts Gutes.“

The Daily Telegraph (GB) /

Kein Steuergeld an diese WHO!

Großbritannien hat allen Grund, sich der Kritik anzuschließen, meint The Daily Telegraph:

„Wenn die WHO unter ihrer derzeitigen Leitung die Rolle Chinas bei der Verbreitung von Covid-19 untersucht, ist das Ergebnis das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt wurde. Eine unparteiische, objektive und umfassende Untersuchung ist jedoch von entscheidender Bedeutung, um die derzeitige Pandemie einzudämmen und derartige Ereignisse in Zukunft zu verhindern. Großbritannien ist einer der wichtigsten Geldgeber der WHO und hat 65 Millionen Pfund für die Bekämpfung des Coronavirus zugesagt. Das Geld der britischen Steuerzahler sollte nicht an ein Gremium verschwendet werden, dessen politische Agenda zu einem derart katastrophalen Scheitern geführt hat. Unsere Regierung sollte sofortige Reformen fordern.“