Schweiz: Soll man noch "Mohrenköpfe" verkaufen?

In der Schweiz ist eine Debatte um den Begriff "Mohrenkopf", dort der traditionelle Name für Schokoküsse, neu aufgeflammt. Ein bekannter Hersteller hält bisher an der Bezeichnung fest. Nun hat die größte Supermarktkette des Landes, Migros, dessen Schaumküsse aus dem Sortiment genommen. Kommentatoren finden, der Hersteller und seine Verteidiger sollten ihre Position überdenken.

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Tages-Anzeiger (CH) /

Feingefühl ist keine Geschmackssache

Der Tages-Anzeiger hat wenig Verständnis für die Verteidiger der bisherigen Bezeichnung:

„Man erregt sich darüber, dass manche sich über das Wort 'Mohrenkopf' erregen, nach dem Motto: Haben die keine anderen Probleme? Gegenfrage: Haben Sie keine anderen Probleme? Das himmlisch süsse Ding aus gezuckertem Eiweissschaum mit Schokoladenüberzug wird auch in Zukunft wohl bei keinem Kindergeburtstag fehlen. Auch wenn es als 'Schokokuss' auf den Tisch kommt oder als 'Schaumkuss'. ... Sensibelchen sind nicht die, die einen sensiblen Umgang mit der Sprache anmahnen. Sondern jene, die meinen, nicht auf ihren 'Mohrenkopf' verzichten zu können, und sich bedroht fühlen, wenn er verschwindet.“

Watson (CH) /

Markenname hält Rassismus am Leben

In einem offenen Brief regt Watson-Chefredakteur Maurice Thiriet den Hersteller dazu an, seine Position zu überdenken:

„Seit Tag und Jahr verkaufen Sie andernorts längst politisch korrekt als Schokoküsse gelabelte Süssigkeiten unter dem Markennamen 'Mohrenkopf'. Und laufen deswegen regelmässig in massenmedial recyclierte Shitstorms. ... Jedes Mal, wenn Sie wegen Rassismusvorwürfen unter Beschuss geraten, pflegen Sie zu sagen, Ihre Schokoladenprodukte seien nicht rassistisch, die Menschen seien es. Und damit haben Sie natürlich völlig recht. ... Sie sollten Ihre Überlegungen deshalb nicht davon leiten lassen, ob 'Mohrenköpfe' rassistisch sein können oder nicht. ... Vielmehr sollten Sie für sich eine Vorstellung davon entwickeln, welchen Anteil Ihr Markenname 'Mohrenkopf' am gesamten kulturellen Kanon hat, der rassistische Stereotypen reproduziert und damit am Leben erhält.“