Slowakei: Urteilsverschiebung im Fall Kuciak

Im Prozess um den Mord am slowakischen Enthüllungsjournalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten ist am Dienstag die Verkündung des Urteils überraschend verschoben worden. Der Todesschütze war im April zu 23 Jahren Haft verurteilt worden, das Urteil gegen seine mutmaßlichen Auftraggeber soll nun erst Anfang September gefällt werden, weil die Richter noch Beratungsbedarf haben. Ein Grund zur Sorge?

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Sme (SK) /

Das letzte Wort wird hier ohnehin nicht gesprochen

Sme erörtert die möglichen Gründe für die Verschiebung:

„Gab es Unklarheiten in Bezug auf die Schuld oder Unschuld eines der drei Angeklagten oder geht es um Fehler im Verfahren? Es darf auch spekuliert werden, dass die Bewertung der Indizienkette im Senat nicht einstimmig war. Der Hauptbeschuldigte Kočner und seine Vertraute Zsuzsová stützten ihre Verteidigungsstrategie genau darauf. Wir sehen uns also nun im September. Aber eine so prägende Story, die die Geschichte der demokratischen Slowakei grundlegend beeinflusst hat, wird wohl ohnehin nicht in einem Monat enden. Was auch immer der Senat entscheidet, es wird sicher eine Berufungsverhandlung geben, so dass das letzte Wort vom Obersten Gericht kommen dürfte.“

Aktuality.sk (SK) /

Bitte nichts übereilt entscheiden!

Peter Bárdy, Chef von Aktuality.sk und damit einst auch des ermordeten Kuciak, plädiert für Gelassenheit:

„Natürlich wollen wir das Urteil so rasch wie möglich kennen. Aber es ist wichtig, dass dieses Urteil auf der Grundlage von Beweisen und nicht auf der Grundlage von Emotionen und der öffentlichen Meinung gefällt wird. Ein Urteil über eine lebenslange Haftstrafe mit 20, 25 Jahren hinter Gittern kann nicht einfach hergezaubert werden. Besonders, weil im konkreten Fall Angeklagte ihre Schuld bestreiten und die Staatsanwaltschaft in erster Linie mit Indizien arbeitet. Obwohl es genug davon gibt, um den Fall zu klären. Wir wollen nicht, dass der Senat unter öffentlichem Druck entscheidet. Er muss unter dem Druck der Beweise entscheiden.“