Schulbeginn in Rumänien: Digitalisierung versagt

In Rumänien gilt mit der Wiederaufnahme des Schulunterrichts ein Ampelsystem je nach Zahl der Corona-Infektionen in den Regionen: In der grünen Zone findet der Unterricht normal statt. In der gelben Zone gibt es Präsenzunterricht für die Hälfte der Klasse, die andere Hälfte nimmt online teil. In der roten Zone gibt es ausschließlich digitalen Unterricht. Dass dieser überhaupt nicht funktioniert, betonen Kommentatoren.

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Deutsche Welle (RO) /

Im Tal der Zurückgelassenen

Online-Unterricht muss für viele Kinder noch immer wie aus dem Märchen klingen, erinnert der rumänische Dienst der Deutschen Welle:

„Diese Kinder sind eher unsichtbar und hatten das Pech, fernab der großen Städte und isoliert vom 21. Jahrhundert geboren zu werden. Umsonst wird für sie der Lehrer vor der Tafel aus einem leeren oder nur mit zehn Schülern besetzten Klassenraum vortragen. Sie werden kein Zoom haben und ihre Eltern werden wohl kaum mit ihnen dorthin gehen, wo das Tal sich öffnet und Tablets oder Smartphones eine Datenverbindung erhaschen. Und dann gibt es noch ärmere Familien, vor deren Haus zwar das Internetkabel verläuft, die sich aber kein Tablet leisten können, vor allem dann, wenn die Familie mehrere Kinder hat.“

republica.ro (RO) /

Lehrer wollen sich nicht auf Finger schauen lassen

Dass der digitale Unterricht in Rumänien nicht vorankommt, liegt auch an den Lehrern, schimpft Republica:

„Lehrer, die über fehlende Tablets oder Laptops klagen, sollten sich schämen. Genau wie ihre Gewerkschaft, die jahrelang keine Geräte gefordert hat. Wie viele Generalstreiks hat es denn in den letzten Jahrzehnten gegeben, die das System lahmlegten, und bei denen es den Lehrern nicht um ihre Löhne ging, sondern in erster Linie um die Ausstattung? ... Die meisten Lehrer wollen nicht, dass ihre Vorträge aufgenommen oder live online übertragen werden. Sie wollen, dass die undurchsichtige Mauer zwischen ihnen und den Eltern weiter besteht. Ein guter Lehrer, der sich und sein Handwerk beherrscht, hat keine Angst, dass ihn Kollegen und Eltern sehen und beurteilen. Sich hinter der Datenschutzgrundverordnung zu verstecken, ist peinlich.“