Gewalteskalation in Schweden: Was tun?

In Schweden sorgt die Bandenkriminalität weiter für Unruhe: Vergangene Woche wurden in Uppsala drei junge Männer erschossen und in Stockholm erlitten eine Frau und ihr Kleinkind bei einem Sprengstoffattentat auf ein Wohnhaus schwere Verletzungen. Kommentatoren debattieren, welche Maßnahmen sinnvoll wären.

Alle Zitate öffnen/schließen
Göteborgs-Posten (SE) /

Gesellschaft darf nicht abstumpfen

Göteborgs-Posten sorgt sich um die Zukunft Schwedens:

„Seit 2018 gab es fast 800 Sprengstoffattentate. Eine Zahl, die weder in unserer eigenen Geschichte noch in Europa ihresgleichen findet. ... Die kriminellen Netzwerke bekämpfen sich gegenseitig im Kampf um Einfluss und Macht. ... Doch in jeder Explosion steckt auch ein Signal staatlicher Machtlosigkeit. [Die Attentate] erinnern uns daran, dass der Rechtsstaat nicht über ausreichend Macht verfügt, um die Bürger zu schützen. ... Es ist wichtig, dass wir nicht beginnen, uns damit abzufinden und die Bombenanschläge als etwas Normales zu betrachten. ... Für ein Land in Europa und ein Land im Friedenszustand ist das einfach extrem.“

Expressen (SE) /

Härteres Vorgehen angemessen

Die von Justizminister Gunnar Strömmer angekündigten härteren Maßnahmen gegen minderjährige Tatverdächtige wie Abhörung finden bei Expressen Zustimmung:

„Innerhalb weniger Jahre ist die Zahl von Kindern unter 15, die in Mordfällen verdächtig sind, um nahezu 500 Prozent gestiegen. ... Die Reformen sind absolut notwendig. Wie Strömmer einräumt, sind sie zwar ein Eingriff in die persönliche Integrität. Laut der Kinderkonvention, die inzwischen schwedisches Gesetz ist, muss das Kindesrecht auf Integrität gewahrt werden. Aber in einer Gesellschaft wie der schwedischen, in der Kinder von Schwerkriminellen für Auftragsmorde wie für ganz gewöhnliche Sommerjobs rekrutiert werden, funktioniert das nicht. Es ist zum Besten der Kinder, wenn die Polizei Pläne durchkreuzen kann, ehe ein weiteres Kind mordet oder ermordet wird.“

Aftonbladet (SE) /

Sozialarbeit ist unzureichend

Es braucht mehr Einsatz und Mittel für vorbeugende Maßnahmen, betont Aftonbladet:

„Sozialdienste und Schulen müssen rasch mit den notwendigen Mitteln ausgestattet werden, um zu verhindern, dass gefährdete Kinder in die Kriminalität abrutschen. ... Die staatliche Finanzierung [unter der derzeitigen Mitte-Rechts-Regierung] ist unzureichend, was die Kriminalpräventionsarbeit erheblich schwächt. Die vorherige sozialdemokratische Regierung war nicht viel besser. Staatliche Initiativen, die Kommunen bei der Verhinderung von Anwerbung unterstützen sollten, wurden radikal reduziert... . Es ist eine Schande, dass sich die Parteien noch nicht auf die nötigen umfassenden Maßnahmen gegen die Banden geeinigt haben.“