Präsident gesucht: Rumänien wiederholt die Wahl

Nach der Annullierung des ersten Wahlgangs vom November wegen vermuteter Manipulation sind die Rumänen am Sonntag erneut aufgerufen, über einen neuen Präsidenten abzustimmen. Als Kandidaten treten unter anderen Crin Antonescu für die Regierungskoalition aus Sozialdemokraten, Liberalen und Ungarnpartei, George Simion für die rechtsnationalistische AUR-Partei und Elena Lasconi von der liberalen Partei USR an.

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Adevărul (RO) /

Das Land ist zerrissen

Die rumänische Gesellschaft ist vor der Wahl so gespalten wie nie zuvor, glaubt Adevărul:

„Diese Wahlen sind seltsam, vielleicht die seltsamsten der Geschichte. Sie folgen auf ein Wahljahr, in dem Abstimmungen entweder zusammengelegt oder annulliert wurden. Was verdienen die Verantwortlichen dafür? Wohin wird der Volkszorn wandern? Ein Präsident besitzt keine magische Macht, aber eine riesige symbolische Kraft. Doch allein kann er nicht viel ändern. Die bisherigen Präsidenten haben ihre Befugnisse überschritten, um ihren Einfluss in Regierung und Parlament geltend zu machen. Das wird wahrscheinlich auch künftig so bleiben. … Doch die Wahlen gehen vorbei, wir bleiben. ... Wir sind bereits gespaltener als je zuvor. Wie können wir unsere Brüderlichkeit wiederfinden?“

Deutsche Welle (RO) /

Simion hat wenig Luft nach oben

Der rumänische Dienst der Deutschen Welle wägt die Chancen des rechtsnationalistischen Präsidentschaftskandidaten und Chefs der AUR-Partei George Simion ab:

„Im Gegensatz zu anderen populistischen Bewegungen, wo der Anführer eine Anziehungskraft ausübt, hat George Simion kein Charisma, sondern nur Wahltricks, um die Leichtgläubigen zu täuschen oder eben Erfolg bei Leuten, die mit den etablierten Parteien unzufrieden sind. Die Umfragen sehen ihn bei 30 Prozent der Wählerstimmen, aber es ist schwer zu glauben, dass er noch Spielraum nach oben hat, selbst wenn er in die Stichwahl kommen sollte. Simion kommt eben auf die Quote, die die Extremisten gerade überall in Europa erreichen.“