Indien und Pakistan: Wie gefährlich ist die Lage?
Nach einem tödlichen Angriff auf Touristen im indisch kontrollierten Teil von Kaschmir spitzt sich die Lage zwischen den verfeindeten Atommächten Indien und Pakistan zu. Neu-Delhi hat einen Vertrag über die Wassernutzung des Flusses Indus aufgekündigt, Pakistaner des Landes verwiesen und den Luftraum für Flüge aus dem Nachbarland gesperrt. Warum der Krisenherd gerade besonders explosiv ist, debattiert Europas Presse.
Modi ist ein Risikofaktor
Eine veränderte Variable könnte dafür sorgen, dass das Wiederaufflammen des alten Konflikts diesmal weniger glimpflich verläuft, befürchtet Polityka:
„Eine indische Offensive ist nicht auszuschließen, schließlich ist es schon mehrfach zu einer Konfrontation gekommen. Kaschmir war schon oft ein Krisenherd. Ist die Eskalationsmaschine nun endgültig in Gang gesetzt? Das ist schwer zu sagen. Tatsache ist, dass Modi ein Radikaler ist und vor aggressiver Rhetorik nicht zurückschreckt. Das ist ein Teil der Gleichung, der in der Vergangenheit gefehlt hat.“
Wohldosierte Stärke zeigen
Auf Besonnenheit vonseiten Indiens pocht die Financial Times:
„Wenn Neu-Delhi sich entschließt, militärisch zu reagieren, sollten die Angriffe wohlüberlegt sein. Es würde ein starkes Signal senden, Terroristenstandorte und nicht das pakistanische Militär anzugreifen – und gleichzeitig in der Folge eine schrittweise Deeskalation ermöglichen. Neu-Delhi sollte jedoch auch nichtmilitärische Optionen prüfen. Es gibt bereits Anzeichen dafür, dass es sich gegen einen IWF-Kredit in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar an Pakistan sperren könnte. Solche Kredite sollten jedoch nicht als politisches Druckmittel eingesetzt werden.“
Trumps Politik verschiebt rote Linien
Unian erklärt die harte Reaktion Indiens auf den jüngsten Terroranschlag wie folgt:
„Was ist passiert, dass die Inder beschlossen haben, die alten Friedensvereinbarungen zu brechen, an die sie sich seit den 1960er Jahren gehalten hatten? Trump ist passiert. Unter ihm macht der 'Weltpolizist' USA Pause. Mehr noch, er ist vom rechten Pfad abgekommen, denn Trump selbst will sich mal Grönland, mal Kanada, mal Gaza oder Panama aneignen – es kommt darauf an, mit welchem Bein er aufsteht. Und nun haben alle in der Welt, die ihren Nachbarn etwas 'wegnehmen' wollten, denen aber früher von der 'Weltgemeinschaft' mit den USA an der Spitze 'auf die Finger geklopft wurde', gespürt, dass ihre Chance gekommen ist.“