Drama um Eriksen: Fordert der Fußball zu viel?

Dänemarks Mittelfeldspieler Christian Eriksen ist bei der EM-Partie gegen Finnland in der 43. Spielminute zusammengebrochen und musste reanimiert werden. Vor die Wahl gestellt, gleich oder am nächsten Tag weiterzuspielen, entschieden sich die Mannschaften für einen direkten Wiederanpfiff, als Eriksen im Krankenhaus hatte stabilisiert werden können. Für Europas Presse wirft der Vorgang mehrere Fragen auf.

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Politiken (DK) /

Uefa hätte Spieler schützen müssen

Politiken beschuldigt den europäischen Fußballverband, die dänischen Spieler in einem Schockzustand unter Druck gesetzt zu haben:

„Die Uefa hätte hervortreten und einen Ring um die Spieler bilden müssen, so wie die Spieler Christian Eriksen abgeschirmt haben. Stattdessen wurden sie gezwungen weiterzuspielen, unter Hinweis auf Protokolle, die garantieren sollen, dass unterbrochene Spiele schnell wieder aufgenommen werden. Erst nach einem völlig sinnbefreiten Spiel wurden die Spieler heim ins Hotel gefahren, wo sie die Nacht mit Krisenpsychologen verbracht haben. Die Uefa hat die Kritik zurückgewiesen. Alles sei nach den Regeln verlaufen. ... Es sei praktisch unmöglich, Spiele zu verschieben. Und auch nicht so schön, die Rechteinhaber zu enttäuschen, die Milliarden für die Übertragungsrechte bezahlt haben.“

Magyar Hang (HU) /

Ausbeutung fordert ihren Tribut

Die körperliche Überbeanspruchung durch immer mehr Spiele ist im Spitzenfußball ein Dauerthema. Da muss sich etwas verändern, meint Magyar Hang:

„Der Fall Eriksen wird wohl wieder die Frage aufwerfen, wie man verhindern könnte, dass den überforderten Spielern eine solche Tragödie passiert. Wieso konnte diese trotz der modernen Technik und der permanenten ärztlichen Überwachung nicht vermieden werden? Und welchen Sinn macht es eigentlich, die Spieler immer mehr auszubeuten?“

De Morgen (BE) /

So wichtig ist Erste Hilfe

Dänemarks Mannschaftskapitän Simon Kjaer zog Eriksen die Zunge aus dem Rachen und stellte so sicher, dass diese nicht die Atemwege blockierte. Für De Morgen gilt es sicherzustellen, dass auch bei künftigen Vorfällen immer jemand auf dem Platz steht, der so rasch reagieren kann:

„Noch mehr auf Gesundheits-Screenings zu setzen, hat wenig Sinn. Aber auf Erste Hilfe und Wiederbelebung zu setzen, umso mehr. Bei einem Herzstillstand ist es nämlich wichtig, so schnell wie möglich einzugreifen. Nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch im täglichen Leben. ... Herzspezialisten rufen dazu auf, Erste-Hilfe-Kurse bei Jugend- und Sportvereinen zu fördern. So dass noch mehr künftige Fußball-Anführer auch wissen, was sie tun müssen, wenn einer ihrer Mannschaftskollegen plötzlich zusammenbricht.“