Italien: Gemäßigte Linke punktet bei Kommunalwahlen

Bei den Kommunalwahlen in Italien am Sonntag und Montag haben die Sozialdemokraten in den großen Städten Erfolge gefeiert. In Mailand setzte sich der Mitte-Links-Kandidat Giuseppe Sala (Europa Verde) als Amtsinhaber dank einer absoluten Mehrheit schon im ersten Wahlgang deutlich durch. Corona hat offenbar nicht nur in Italien eine neue Ära eingeläutet, meinen Kommentatoren.

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La Repubblica (IT) /

Sieg des Pragmatismus

Das Votum von mehr als 12 Millionen Italienern belohnt die Gemäßigten, freut sich La Repubblica:

„Es zeichnet ein Land, das vor allem in den großen städtischen Gebieten den pragmatischen Ansatz der Regierung spiegelt, der sich in Folge der Pandemie durchgesetzt hat. Der Erfolg der Gemäßigten trägt vor allem die Farben der linken Mitte, denn es ist die PD (Demokratische Partei) von Enrico Letta, die Kandidaten vorgeschlagen hat, die in der Lage sind, integrativ und offen für Veränderungen zu sein und die Zeit des Neuanfangs nach der Pandemie auszugestalten.“

Corriere della Sera (IT) /

Die Populisten sind am Ende

Die Abstimmung hat deutlich gemacht, dass die Bürger die extremeren Töne nicht mögen, meint auch Corriere della Sera:

„Die populistische Welle schwächt sich ab. Der Wind von 2016 in den Großstädten, sublimiert durch den Triumph der Grillo-Partei [Cinque Stelle] bei den Parlamentswahlen 2018, könnte zur politischen Vorgeschichte von gestern werden. Der Zusammenbruch der 5-Sterne-Bewegung, die nur noch ein Drittel der Stimmen auf sich vereinigen kann und im Norden fast verschwunden ist, war zu erwarten; der Zusammenbruch der Mitte-Rechts-Bewegung, die sich auf den Souveränismus beruft, nicht: nicht in dem Ausmaß wie gestern und nicht in Mailand. Auch wenn die massive Stimmenthaltung einen besorgniserregenden Schatten auf die Kommunalwahlen wirft.“

Club Z (BG) /

Linke Werte im Aufwind

Die Pandemie hat die linken Parteien in vielen europäischen Ländern gestärkt, ordnet Club Z ein:

„Viele Menschen haben in der Covid-Pandemie ihr Leben verloren, was das Gefühl von Stabilität und Sicherheit in allen westeuropäischen Gesellschaften erschüttert hat. Plötzlich waren die Länder nicht mehr von ihren Politikern, sondern von ihren Gesundheitssystemen abhängig. Das Gesundheitswesen ist traditionell ein weitgehend staatlich subventionierter Sektor, und der Mangel an adäquater Politik war vielerorts sofort zu spüren. ... Deshalb ist es durchaus verständlich, dass die Menschen zu den linken Werten von Gerechtigkeit, Gleichheit und sozialem Schutz zurückkehren.“