Wer wird Montenegro regieren?

Das endgültige Ergebnis der vorgezogenen Parlamentswahl in Montenegro steht immer noch nicht fest, aber es zeichnet sich ein Sieg der neuen Bewegung Europa Jetzt und damit ein Regierungswechsel ab. Europa Jetzt, eine Gründung von Ex-Finanzminister Milojko Spajić, kommt laut Prognosen auf 26 Prozent der Stimmen. Kommentatoren sind uneins, wie gesetzt Montenegros pro-westlicher Kurs nun ist.

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Večernji list (HR) /

Am Scheideweg

Večernji list hebt die Bedeutung der Wahl hervor:

„Zweifellos gehören diese außerordentlichen Parlamentswahlen zu den wichtigsten Wahlen in Montenegro in den letzten Jahren: Eurointegration oder Rückkehr in den Schoß des Westbalkans, beziehungsweise Serbiens, unter starkem russischen Einfluss. ... Obwohl im Wahlkampf alle lauthals die EU und die Integration befürworteten, ist schwer zu glauben, dass diese über Nacht umgesetzt werden kann, denn Montenegro ist abgesehen von seiner geteilten Gesellschaft auch von äußeren Faktoren abhängig. ... Analytiker in Montenegro glauben, man sollte so bald wie möglich eine Regierung bilden, da Russland Montenegro noch nicht aufgegeben hat und das Land jederzeit mit Aleksandar Vučićs Hilfe destabilisieren könnte.“

Nowaja Gaseta Ewropa (RU) /

Weiterhin auf Europa-Kurs

In Nowaja Gaseta Ewropa schätzt der Politologe Aleksandar Djokić die künftige Ausrichtung des Landes ein:

„Für welches Szenario der Regierungsbildung sich Europa Jetzt auch entscheidet, Montenegro wird ein pro-westlicher Staat bleiben, also ein loyales Nato-Mitglied und ein aussichtsreicher Kandidat auf die EU-Mitgliedschaft - und es wird die bereits verhängten Russland-Sanktionen nicht aufheben oder abmildern. ... Sollte Europa Jetzt in den nächsten Jahren die Erwartungen der Wählerschaft an ein rasches Wirtschaftswachstum nicht erfüllen, könnte sich das politische Kräfteverhältnis in Montenegro ändern. Doch auch dann wäre nicht mit einem nennenswerten Erfolg der serbisch-nationalistischen Parteien zu rechnen.“

Jutarnji list (HR) /

Nächste Wahlen schon in Sicht

Jutarnji list schüttelt den Kopf:

„In Montenegro sind die Wahlurnen noch nicht abgekühlt und schon könnten sie wieder zum Einsatz kommen. ... Nachdem in der Wahlnacht alle gefeiert haben und sagten, ohne sie gäbe es keine neue Regierung, da gerade sie das 'wichtigste Rädchen' wären, zeigte sich, dass vor lauter ambitionierten und prätentiösen Kandidaten keine Regierung in Sicht ist. ... Schon jetzt, ein paar Tage nach der historischen Entscheidung der Bürger, die genug von alldem haben (wie die niedrigste Wahlbeteiligung seit Beginn des Mehrparteiensystems zeigt), ist das Hauptthema in Montenegro nicht, wer mit wem koalieren und regieren wird, sondern wann die nächsten Wahlen stattfinden werden.“