Sollten Bücher mehrwertsteuerfrei sein?
Die dänische Regierung will das Lesen fördern und streicht daher die Mehrwertsteuer auf Bücher - die mit 25 Prozent die europaweit höchste ist. Dänische Medien sind erfreut und hoffen, dass die Maßnahme auch den erhofften Lese-Aufschwung bewirken kann. In Finnland hingegen wurde die Mehrwertsteuer auf Bücher zu Beginn des Jahres von zehn auf 14 Prozent angehoben, was dort bedauert wird.
Investition in Lesefreude
Jyllands-Posten hofft auf große Veränderungen:
„Dänemark hat nun die Möglichkeit, in Literatur, demokratische Bildung und Lesefreude zu investieren – auf einen Streich. Die Streichung der Mehrwertsteuer war der politische Teil. Damit geht die wirtschaftliche Verpflichtung einher, dies in echte Veränderungen zum Wohle von Autoren und Lesern umzusetzen. Wir haben die historische Chance, das Lesen, die Ökonomie des Literatursystems und die Qualität des Buches gleichzeitig zu stärken. Jetzt hängt alles davon ab, wie viel von den geringen 300 Millionen Kronen [rund 40 Millionen Euro] in günstigere und bessere Bücher in einem gerechteren und tragfähigeren literarischen Ökosystem fließen wird.“
TikTok ist kein Ersatz
Mit der Anhebung der Mehrwertsteuer auf Bücher im Januar von zehn auf 14 Prozent hat die finnische Regierung entgegen ihrem Regierungsprogramm gehandelt, kritisiert Helsingin Sanomat:
„In dem im Frühjahr 2023 vereinbarten Regierungsprogramm wird die Bedeutung der finnischen Bildung, der Ausbildung und des Wissens hervorgehoben. Ganz besonders versprach die Regierung, die Lesefähigkeiten von Kindern und Jugendlichen zu stärken. Wenn eine umfassende Lesefähigkeit nicht entwickelt werden kann, weil Familien keine teuren Bücher kaufen wollen oder können, wo entsteht dann Lesefähigkeit – auf TikTok? … Es kann sein, dass es bei der Erhöhung der Mehrwertsteuer nur um Steuereinnahmen ging. Aber es ist auch immer möglich, dass ein Teil der Machthaber gar nicht möchte, dass diese Türen geöffnet werden.“