Schweden: Mit Anfang 60 zu alt für den Job?
Kenneth Bengtsson, Vorstandsvorsitzender des schwedischen Bahnunternehmens SJ, hat die Geschäftsführerin Monica Lingegård entlassen – unter Hinweis auf ihr Alter von fast 63 Jahren. Die Landespresse erkennt einen für die Gesellschaft symptomatischen Fehler.
Diskriminierend und unklug
Expressen ist entsetzt:
„Schweden ist ein brutal altersdiskriminierendes Land. Schwedische Arbeitgeber sind die schlechtesten in den nordischen Ländern, was die Beschäftigung von Menschen über 55 angeht. ... In einer Zeit rapide steigender Lebenserwartung ist das eine unhaltbare Verschwendung von Humankapital. Vielleicht sollten wir die schwedischen Personennummern abschaffen und stattdessen Identitätsnummern einführen, die das Alter nicht verraten. Und Arbeitgebern verbieten, danach zu fragen.“
Frauen trifft es doppelt
Dass derjenige, der die Entlassung aus Altersgründen ausgesprochen hat, selbst älter ist als die Entlassene, spricht Bände, findet Aftonbladet:
„Dass Monica (63) und nicht Kenneth (65) betroffen ist, kommt auch nicht ganz unerwartet. Ebenso wenig, dass Monica durch den viereinhalb Jahre jüngeren Jonas ersetzt wird. ... Viele Frauen über 50 berichten, wie schwierig es ist, einen neuen Job zu finden. Für viele über 60 ist es völlig vorbei. Egal, welche Qualifikationen man hat oder was man einem Arbeitgeber zu bieten hat. Man bekommt einfach keine Chance. Schweden hat ein krankes Altersbild, wo insbesondere Frauen früh abgeschrieben werden.“