Rechtspopulist Kast wird neuer Präsident Chiles

Bei der Stichwahl um das chilenische Präsidentenamt hat José Antonio Kast den Sieg davon getragen. Der Rechtspopulist lag mit gut 58 Prozent der Stimmen vor seiner kommunistischen Gegenkandidatin Jeannette Jara, die rund 42 Prozent erreichte. Kommentatoren fragen sich, was die äußerst konservativen Einstellungen des neuen Manns an der Staatsspitze für das Land bedeuten.

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La Repubblica (IT) /

Der Diktator würde sich freuen

Der Schriftsteller Ariel Dorfman meint in einem Gastbeitrag in La Repubblica, Augusto Pinochet in seinem Grab lächeln zu sehen:

„Ein großer Bewunderer von ihm, der extrem rechte Fanatiker José Antonio Kast, wurde gerade mit 58 Prozent der Stimmen zum Präsidenten gewählt. … Es ist wahr, dass Kasts Sieg nicht als Zustimmung zu dessen Verehrung Pinochets interpretiert werden darf. Sein Programm hat eine wütende, verwirrte und nach radikaler Veränderung strebende Bevölkerung angesprochen: das Versprechen, alle 330.000 irreguläre Einwanderer auszuweisen und mit eiserner Faust gegen Kriminalität und Drogenhandel vorzugehen. … In einem Land, dessen siegreicher Kampf für die Demokratie im letzten halben Jahrhundert eine Quelle der Inspiration für die ganze Welt war, ist das besonders beunruhigend.“

El Mundo (ES) /

Vielleicht einfach ein Pragmatiker

El Mundo empfiehlt Kast, Demokratie und sozialen Frieden zu stärken:

„Der überwältigende Sieg ist eine Abfuhr für die regierende Linke in einem der reichsten Länder Lateinamerikas und bestätigt den Rechtsruck, den Argentinien, Bolivien, Venezuela und Honduras seit 2023 erlebt haben. ... Kast lenkte in seiner Wahlrede die Prioritäten auf die 'wirklichen Probleme' der Chilenen: die Lebenshaltungskosten, Einwanderung und Kriminalität. Da erinnert er an Giorgia Melonis Pragmatismus. ... Der neue Präsident hat nun die Chance, nach einem Wahlkampf, der von heftiger Polarisierung geprägt war, im Interesse aller Chilenen und unter Achtung des Rechts zu regieren. ... Radikale und sektiererische Politik würden Demokratie und sozialen Frieden untergraben.“

El País (ES) /

Jetzt demokratisches Zusammenleben verteidigen

El País fordert zu Wachsamkeit auf:

„Das Wahlergebnis ist von großer Tragweite, sollte aber nicht zu Resignation verleiten. ... Der transparente Wahlprozess, die zügige Akzeptanz des Ergebnisses und die Achtung der Verfassungsnormen sind Zeichen staatsbürgerlicher Beständigkeit. ... Dennoch löst der Wandel Unruhe aus. ... Kasts ambivalentes Verhältnis zur Pinochet-Diktatur schürt Zweifel an seinen demokratischen Prinzipien und den Prioritäten seiner Regierung. ... Chile ist nicht dazu verdammt, Zyklen zu wiederholen. ... Dieser Wahlsieg sollte aber als Aufruf an alle politischen Akteure verstanden werden, ihre Prioritäten neu auszurichten: demokratisches Zusammenleben verteidigen, breite Übereinkünfte erzielen und wirksam auf die realen Herausforderungen der Bevölkerung reagieren.“