Lange Schlangen vor Lidl in Litauen

Der deutsche Lebensmittel-Discounter Lidl hat erstmals Supermärkte in Litauen eröffnet, woraufhin sich lange Schlangen vor den Filialen bildeten. Wie in der Sowjetunion, spotten einige Kommentatoren. Andere haben Verständnis mit den Wartenden, die einfach nur günstig einkaufen wollen.

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Lrytas (LT) /

Der Homo Sovieticus steht wieder an

Wie zu Zeiten der Sowjetunion verhalten sich die Litauer vor den neuen Lidl-Supermärkten ihres Landes, spottet Lrytas:

„Die Zäune, die Aufpasser, die verschwitzten Körper im Sonnenschein. ... Die Litauer wurden erneut von primitiven Instinkten verführt. Am 2. Juni wurde eine Supermarkt-Kette eröffnet und es entstanden daraufhin solche Schlangen, als hätte es die 26 Jahre des freien Handels und der freien Wahlen nicht gegeben. Wie zu den düsteren Sowjetzeiten, als die Einwohner Moskaus zur Eröffnung der ersten Filiale von McDonald's pilgerten, kamen die Litauer diesmal um Zeugen eines Wunders zu sein. ... Die Rentner, die das Schlange stehen beim Arzt gewohnt sind, das Lumpenproletariat, die flinken Super-Mamas - dies war die kritische Masse, aber es gab auch sehr viele junge Menschen im Arbeitsalter. In manchen Unternehmen wurden sogar die Mittagspausen neu geregelt, damit es die Mitarbeiter in den Supermarkt schafften.“

Bernardinai (LT) /

Bitte nicht über Lidl-Kunden spotten!

Spott über die Schlange stehenden Menschen vor Litauens Lidl-Supermärkten ist unangebracht, findet Dovilė Šakalienė auf dem Onlineportal Bernardinai:

„Als ich in den sozialen Netzwerken Spott, Beleidigungen und Sarkasmus gelesen habe, musste ich an die Menschen denken, die kilometerlang Schlange stehen. An die 600.000 Bürger Litauens, die unterhalb der Armutsgrenze leben. An die 260.000 Behinderten, deren Sozialhilfe-Einkommen rund 123 Euro beträgt. Dann habe ich auch an die Mittelschicht gedacht - an die Familien, die pro Mitglied mit 500 Euro auskommen müssen. Also: Dank den Deutschen, die viel menschlicher aussehen, weil sie die Lebensmittel und andere Alltagswaren zu humanen Preisen anbieten. Und Dank an all diejenigen, die Litauen noch nicht verlassen haben und lieber mehrere Stunden Schlange stehen, weil sie nicht so viel verdienen, um mit litauischen Gehältern schwedische Preise zahlen zu können.“