Schüsse auf Polizisten in Paris

Kurz vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich hat ein Mann auf der Avenue des Champs-Élysées von einem Auto aus auf Polizisten geschossen. Er tötete einen Beamten und verletzte zwei weitere. Die IS-Terrormiliz beanspruchte die Tat für sich, die Ermittlungen laufen. Kommentatoren mahnen Frankreichs Bürger, dem Terror zu trotzen und unbedingt wählen zu gehen, fürchten allerdings auch, dass der Angriff weitere Wähler in die Arme von Le Pen treiben könnte.

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La Repubblica (IT) /

Damit könnte die Wahl entschieden sein

Der Terrorismus könnte das letzte, entscheidende Wort bei der französischen Wahl haben, befürchtet La Repubblica:

„Die Wut wird die Kandidaten begünstigen, die sich besonders unnachgiebig gezeigt haben - dem Terrorismus gegenüber und allem, was als sein Nährboden erachtet werden könnte: den Migranten im Allgemeinen und den Flüchtlingen im Besonderen. Mit dem Angriff auf die Polizisten und der Ermordung von einem von ihnen auf den Champs-Élysées drohen die Prognosen, die auf den jüngsten Umfragen beruhten, hinfällig zu werden. Marine Le Pen schien in Schwierigkeiten geraten zu sein. Sie erhielt weniger virtuelle Zustimmung als der gemäßigte Emmanuel Macron. Das Blut, zwei Schritte vom Triumphbogen entfernt, begünstigt die harte Linie des Front National. Der Anschlag ist Arbeit von Profis - wie der im Bataclan -, der Zeitpunkt ist wohlbedacht gewählt. Die Präsidentschaftswahl, die noch nicht entschieden war, kündigt sich nun dramatisch an.“

Le Parisien (FR) /

Demokratie als Waffe: geht wählen!

Einen Appell an die französischen Bürger, trotz und gerade wegen des Terrors ihre demokratische Pflicht zu erfüllen, veröffentlicht Le Parisien:

„Baur und Merabet [die beiden mutmaßlichen Terroristen, die diese Woche in Marseille festgenommen wurden] sind genau wie Coulibaly, Merah, die Kouachi-Brüder und Abaaoud. Sie leiden unter der gleichen mentalen Perversion, die darin besteht, einen Mord als heroischen Akt zu begreifen. Es sind die gleichen mittelmäßigen Profile: Typen, die als Gangster versagt haben, armselige Dealer, die von der Sekte Daech [IS-Miliz] angeworben und manipuliert werden. Wir müssen lernen, mit der Idee zu leben, dass sie jeden Augenblick zuschlagen können und es kein Nullrisiko gibt. ... Wir müssen uns der Obszönität der Djihadisten entgegenstellen und tun, was die Kraft unserer Demokratie ausmacht: wählen gehen.“