Rumäniens Erzkonservative auf dem Vormarsch

Die rumänische „Koalition für die Familie“, ein Zusammenschluss konservativer Nichtregierungsorganisationen, setzt die Regierung unter Druck. Nachdem die Koalition drei Millionen Unterschriften gegen eine mögliche Ehe homosexueller Partner gesammelt hatte, fordert sie nun, Abtreibungen zu erschweren. Kommentatoren fühlen sich an dunkle historische Zeiten erinnert.

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Revista 22 (RO) /

Haben wir nichts aus der Vergangenheit gelernt?

Jetzt Subventionen für Abtreibungen und Verhütung zu streichen, könnte insbesondere arme Rumäninnen in eine Notlage bringen, empört sich die Journalistin Ramona Ursu in der Zeitschrift Revista 22:

„Mittellose Menschen haben zwei Möglichkeiten. Entweder, ein eigentlich unerwünschtes Kind zur Welt zu bringen und dann auszusetzen - eine für die Eltern und besonders das Baby traumatische Erfahrung. Oder, auf die barbarischsten und gefährlichsten Methoden der Abtreibung zurückzugreifen wie im Kommunismus. ... Wir haben nichts gelernt aus dem Schicksal tausender Frauen, die bis vor drei Jahrzehnten bei heimlichen Abtreibungen ums Leben kamen. Wir haben nichts gelernt aus der Tragödie angesichts zehn- oder gar hunderttausender Kinder in Waisenhäuser.“

Contributors (RO) /

Erschreckende Hetze gegen Homosexuelle

Seit der Stimmungsmache der erzkonservativen "Koalition für die Familie" scheint Homophobie in Rumänien wieder salonfähig geworden zu sein, beobachtet Philosophieprofessor Mihai Maci auf seinem Blog bei Contributors:

„Heutzutage ist nun einmal der Fremde par excellence derjenige, dessen sexuelle Einstellung anders als die der Mehrheit ist. Es ist hochgradig bemerkenswert, dass der Schwule (fast) die gleichen Eigenschaften wie der Jude der 1930er Jahre besitzt: Er sieht aus wie wir, kann also äußerlich nicht unterschieden werden und ist deshalb allgegenwärtig. Seine 'genetische' Eigenartigkeit macht ihn zum 'Mutanten'. Er ist radikal anders, vollkommen 'pervertiert', korrupt und korrumpierend und in der Lage, die 'felsenfeste Einheit' unseres Volks zu zerstören. ... War das nicht der Wortschatz, mit dem Menschen bezeichnet wurden, für die Gaskammern nur die oberste Stufe der öffentlichen Rachsucht waren?“