Saudi-Arabien: Frauen ans Steuer

Frauen sollen in Saudi-Arabien künftig alleine Autofahren dürfen, das hat König Salman per Dekret angeordnet. Bislang ist das islamische Königreich das einzige Land der Welt, in dem Frauen dies nicht dürfen - wobei sie das Gesetz vielerorts bereits mehr oder weniger heimlich brachen. Journalisten lässt die Entscheidung des Königs auf weitere Reformen hoffen.

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Polityka (PL) /

Die Freiheit atmen

Einen Freudentag für die Frauen in Saudi-Arabien beschreibt Nahostexpertin Agnieszka Zagner in ihrem Blog auf Polityka.pl:

„Bis jetzt wussten die Männer in Saudi-Arabien, was für Frauen am besten ist. Dass das Auto die Eierstöcke zerstört. Dass die Frau am Steuer den Zerfall der traditionellen Familie bedeutet. Dass durch das Fahrverbot die Ehre der Frau geschützt wird. (Denn was, wenn es einen Unfall gibt, und man der Frau erste Hilfe leisten muss?) Endlich ist Schluss damit. Die Frauen können atmen! Und das immer freier. ... Das ist ein wichtiger Tag für die saudischen Frauen. Wir sollten allerdings nicht vergessen, dass sie immer noch nicht frei sind. Davon zeugt zum Beispiel die Tatsache, dass sie keine Röcke tragen oder Fahrrad fahren dürfen. Noch nicht.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung (DE) /

Ohne Frauen kein Fortschritt

Die Öleinnahmen finanzieren den saudischen Wohlfahrtsstaat nicht länger, erklärt die Frankfurter Allgemeine Zeitung:

„Daher will Bin Salman das Land vom Erdöl unabhängig machen und über wirtschaftliche Reformen gesellschaftliche Veränderungen einleiten. Dabei spielen Frauen eine Rolle. Sie stellen seit Jahren die meisten Hochschulabsolventen; in Zukunft sollen sie nicht nur Auto fahren, viele sollen auch erwerbstätig sein. Die 'Vision 2030' löst endlich den saudischen Reformstau und drängt den faustischen Pakt mit der wahhabitischen Geistlichkeit weiter zurück. ... Es ist im Interesse des Westens, dass dieser schwierige Übergang gelingt. Denn scheitert das Reformprogramm, scheitert auch Saudi-Arabien und damit die einzige regionale Ordnungsmacht, die im Nahen Osten übrig geblieben ist.“