Frankreich will mehr "gute Unternehmen"

Frankreichs Regierung plant, die Verantwortung von Unternehmen für Gesellschaft und Umwelt gesetzlich festzuschreiben. Damit widmet sie sich einer Idee, die Präsident Macron schon vor einiger Zeit vertrat. Damals sagte er, dass er das Verständnis davon reformieren wolle, was ein Unternehmen ausmacht. Doch könnte ein neues Gesetz das erreichen?

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Libération (FR) /

Kampf für mehr Gerechtigkeit beginnt mit Worten

Für den Chefredakteur von Libération, Laurent Joffrin, wäre das ein wichtiger erster Schritt:

„Sollte die Reform durchkommen, wird selbstverständlich kein Firmenchef aus dem [französischen Börsenindex] CAC 40 plötzlich sein Geld an die Armen verteilen. Kein Magnat mit dicker Zigarre wird zum Anachoreten mutieren, der den Armen die Füße wäscht. Kein Milliardär wird wie verwandelt ausrufen: 'Nieder mit dem Geld! Es lebe das Teilen!'. Dennoch ist die Reform wichtig. … Denn diese menschlichere und stärker staatsbürgerlich ausgerichtete Neudefinition dient den Unternehmen, den Beschäftigten, Gewerkschaften, NGOs und Politikern als Referenz für ein Verhalten, das weniger schadet und mehr an die Gemeinschaft denkt. Lauter schöne Worte? Gewiss. Aber im Kampf für mehr Gerechtigkeit beginnt alles mit Worten.“

Le Monde (FR) /

Den Firmen die Initiative überlassen

Olivier de Guerre, Experte für solidarisches Wirtschaften, rät in Le Monde jedoch davon ab, Firmen zu einem sozialen Auftrag zu verpflichten:

„Alle Unternehmen, welcher Art auch immer, können zum Allgemeinwohl beitragen, wenn sie sich selbst die Mittel dazu geben - und das muss angesichts der aktuellen Herausforderungen unterstützt werden. Diese Feststellung bringt Licht in eine Debatte, die sich leider um realitätsferne Argumente dreht und teils widersprüchliche Standpunkte zutage fördert. Denn in der Tat ist es für private Unternehmen heute schwierig, sich eine gesellschaftliche und umweltpolitische Mission zu geben, ohne das Risiko einzugehen, dass sich Aktionäre darüber aufregen und die Entscheidung in der Aktionärshauptversammlung oder vor Gericht anfechten. Schließlich besteht aus ihrer Sicht die einzig wahre Mission eines Unternehmens darin, den Aktionären Dividenden auszuzahlen.“