Schweden startet Menstruations-Kampagne

Die schwedische Behörde für Gleichberechtigung hat umgerechnet rund 50.000 Euro für eine Kampagne bereitgestellt, um das Thema Menstruation am Arbeitsplatz ins Bewusstsein zu rücken. So soll es Vorträge in Betrieben geben und den Aufruf, Binden und Tampons am Arbeitsplatz bereitzustellen. Für die einen ist es höchste Zeit, darüber zu reden, andere fragen nach dem Sinn der Kampagne.

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SVT Opinion (SE) /

Über Menstruation muss gesprochen werden

Der Journalist Otto Ekevi hält auf SVT Opinion die Kampagne für völlig berechtigt:

„Alle Mitglieder der Gesellschaft sollten Zugang zu Binden und Tampons haben, damit sie wieder an ihre Arbeit gehen können. Das sollte wohl höchste Priorität genießen. ... Dass jetzt weibliche Leitartikler sich über diesen Vorschlag aufregen, ist bemerkenswert. Die meisten sind nicht gegen die Finanzierung von medizinischer Versorgung und asphaltierten Straßen durch Steuern, dann sollte man auch nicht dagegen sein, dass arbeitende Frauen an ihren Arbeitsplätzen Menstruationshygieneartikel bereitgestellt bekommen, damit sie ihre Arbeit einigermaßen gut aushalten können. Darüber im Jahr 2018 diskutieren zu müssen, ist absurd.“

Expressen (SE) /

Feministische Einbahnstraße

Die Kampagne hat für Ann-Charlotte Marteus in Expressen nichts mit Feminismus zu tun:

„Es ist natürlich völlig vernünftig, dass das Thema Menstruation nicht mehr so dramatisch belastet ist und dass man darüber so reden kann, wie es vor ein paar Generationen noch unmöglich gewesen ist. ... Aber die Tatsache, dass an schwedischen Arbeitsplätzen nicht über Menstruation in dem Ausmaß gesprochen wird, wie es das Forum für Menstruation optimal findet, hat sehr wenig mit der Unterdrückung von Frauen zu tun. Im Gegenteil haben sich doch die Frauen in der Gesellschaft Schwedens so gut behauptet, dass man sich fragt: Können die sturen Versuche, den Mitarbeitern Vorlesungen über die Menstruation aufzuzwingen, eine Art Herrschaftsinstrument sein? Mein reifer Verstand sagt mir darüber hinaus, dass der Fokus auf den Frauenkörper eine feministische Einbahnstraße ist.“