Osteuropäer halten sich für kulturell überlegen

Menschen aus Osteuropa neigen eher dazu, ihre Kultur als anderen überlegen anzusehen, als Westeuropäer. Dies ergab eine Studie des Pew Research Center. Darin wurden Einstellungen zu Religion, Minderheiten und sozialen Themen untersucht. Fazit der Forscher: Der Kontinent ist heute genauso gespalten wie zu Zeiten des Eisernen Vorhangs. Wie lässt sich das erklären?

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Die Presse (AT) /

Haltung hat historische Gründe

Die Überhöhung der eigenen Kultur hat im Osten der EU historische Gründe, analysiert Die Presse:

„Außenstehenden mag es zwar absurd erscheinen, dass Bulgaren, Polen oder Tschechen ihre (zweifellos facettenreiche) Kultur für überlegen halten, während sich Spanier und Franzosen in nobler Zurückhaltung üben. Dieser Befund der Meinungsforscher wird allerdings verständlicher, wenn man die europäische Geschichte mitberücksichtigt. Im vergangenen Jahrhundert war weder Spanien noch Frankreich in seiner Existenz derart bedroht wie jene Länder, in denen zunächst die Nazis wüteten und die anschließend der Sowjetunion als Belohnung für den Sieg über das Dritte Reich überlassen wurden. Hinter dem Eisernen Vorhang war die nationale Kultur die letzte Bastion gegen den Totalitarismus. Diese Erfahrung wirkt nach.“

Hospodářské noviny (CZ) /

Irrationale Vorbehalte gegenüber Muslimen

55 Prozent der Tschechen betrachten ihre eigene Kultur als der islamischen überlegen, nur zwölf Prozent würden ein Familienmitglied muslimischen Glaubens akzeptieren. Hospodářské noviny nennt das eine Folge der Abschottungspolitik Prager Politiker:

„Es ist schon etwas irrational, dass die Tschechen nach den Armeniern die größten Gegner von Muslimen in Europa sind. Hier geht es vor allem um die Haltung zur Migration, die ganz entscheidend war für den Ausgang der letzten Präsidentschaftswahl. Es gibt keine andere Erklärung dafür, als dass das Thema Zuwanderung mit Blick auf den Islam missbraucht wurde. Tschechen und Muslime haben geschichtlich nur minimale politische, wirtschaftliche oder kulturelle Beziehungen. Die allein können unmöglich Einfluss auf die ganze Gesellschaft haben.“