Gehören Schläge zur bulgarischen Erziehung?

Die Bulgarische Orthodoxe Kirche hat sich gegen eine geplante Gesetzesänderung ausgesprochen, wonach Gewalt von Eltern gegenüber ihren Kindern verboten werden soll. Gewisse Formen der verbalen und physischen Gewalt seien aus erzieherischer Sicht hilfreich und dürften nicht kriminalisiert werden, schreibt die Kirche in einer offiziellen Erklärung am Freitag. Die Presse legt Widerspruch ein.

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Club Z (BG) /

Es gibt kein Recht auf Gewalt gegen Kinder

Kolumnistin Maria Peewa empört sich auf Club Z:

„In den vergangenen Tagen habe ich eine Menge Artikel auf verschiedensten Internetseiten darüber gelesen, wie wichtig es sei, dass wir unser Recht behalten, unsere Kinder zu schlagen. ... Darin stand, dass die orthodoxe Kirche gegen das Verbot sei, weil - sieh an! - das Recht der Eltern, ihr Kind zu schlagen, ein uralter patriarchaler Grundwert sei. ... Die bulgarischen Kinder sind also die schlimmsten auf der Welt. Aus ihnen können keine guten Menschen werden, wenn sie nicht geschlagen werden. ... Das verstehe ich nicht. Wieso taugen wir zu nichts, wenn wir nicht geschlagen, misshandelt und unterdrückt werden? Und wieso werden all diese bulgarischen Kinder, die mit ihren Familien ins Ausland ziehen, auf einmal - ganz ohne Schläge - doch zu guten Menschen?“

Deutsche Welle (BG) /

Belehrung durch Kirche braucht niemand

Die bulgarische Kirche scheint die Parolen der Nationalisten im Parlament übernommen zu haben, kritisiert der bulgarische Dienst der Deutschen Welle:

„Die Bulgarische Orthodoxe Kirche verhält sich, als ob sie der vierte Partner im Parteienbündnis 'Patrioten' wäre. Sie regt sich über Flüchtlinge auf, wettert gegen die Istanbul-Konvention, fordert Pflichtunterricht in Religion an den Schulen und ereifert sich über die demographischen Probleme Bulgariens, bei deren Lösung die 'traditionellen Werte und Grundfesten der bulgarischen Familie geschützt werden müssen'. ... Die Orthodoxe Kirche sollte sich weniger auf kanonische Ratschläge an die Gesellschaft konzentrieren und mehr auf ihre eigentlichen Aufgaben. Die Heilige Synode belehrt stattdessen lieber den Staat, wie er die Erziehung der Kinder nach dem Geschmack der Kirche gestalten soll.“