Istanbul: Wahlkampf geht wieder los

Dass die Bürgermeisterwahl in Istanbul auf Antrag von Erdoğans AKP Ende Juni wiederholt wird, hat nicht nur in der Türkei Empörung und Besorgnis ausgelöst. Oppositionskandidat İmamoğlu, der Ende März die Wahl knapp gewonnen hatte, betonte jedoch "alles wird gut" und rief dazu auf, dass Künstler und Geschäftsleute endlich offen reden. Den Start des erneuten Wahlkampfs beleuchten türkische Medien.

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Gazete Duvar (TR) /

In Istanbul rührt sich was

Unter dem Hashtag "HerşeyÇokGüzelOlacak" (alles wird gut) bekennen sich nun Prominente zu İmamoğlu. Das weckt Hoffnung, findet Gazete Duvar:

„Dass der Aufruf 'Alles wird gut' auf den Straßen ebenso wie in der Welt der Hochglanzmagazine auf Widerhall stößt, zeigt, dass die Spirale des Schweigens durchbrochen, die Angstschwelle diesmal überschritten wurde. ... Werden sie [die AKP] nun begreifen, dass der einzig mögliche Weg, ihre Macht noch eine Weile zu bewahren, darin liegt, sich einzugestehen, dass sie die Wahl in Istanbul schon lange verloren haben? Und dass sie den gesellschaftlichen Frieden wieder herstellen müssen? Man weiß es nicht. Allerdings wurden diesmal die vom [inhaftierten Ex-HDP-Vorsitzenden] Demirtaş in Edirne durch die Gefängnisgitter in Richtung seiner Wähler gesungenen Worte und İmamoğlus Aufruf von den Künstlern und Prominenten gehört. Demnach passiert in Istanbul tatsächlich etwas.“

Daily Sabah (TR) /

AKP-Unterstützer müssen loyal bleiben

Die Wahlkampfstrategie der CHP beschreibt die regierungstreue Tageszeitung Daily Sabah:

„Die Hauptoppositionspartei wird versuchen, die Entscheidung des Wahlrats auszunutzen, um eine öffentliche Diskussion über die Lage der türkischen Demokratie zu starten und sich moralisch im Recht zu fühlen, indem sie sich als Opfer darstellt. Sie nutzt bereits Wirtschaftsführer, Künstler und soziale Medien, um diese Botschaft zu vermitteln. Das Kopf-an-Kopf-Rennen in Istanbul wird sich an der Fähigkeit beider Seiten entscheiden, Wähler zu mobilisieren. Viele Wähler, die nicht an der Wahl am 31. März teilgenommen haben, waren einstige Unterstützer der AKP. Daher wird die Opposition hart daran arbeiten, die AKP-Basis zu demoralisieren. Hoffentlich wissen die AKP-Unterstützer, die sich während des Wahlkampfs auf Negatives fokussieren, dass sie der Opposition in die Hände spielen.“