Lettland: Ist Egils Levits der richtige Präsident?

Das lettische Parlament hat Egils Levits zum Staatspräsidenten gewählt. Der 63-Jährige war stellvertretender Premier und Justizminister, bevor er an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte berufen wurde. Dass er Abitur und Studium in Deutschland absolvierte, gilt als Zeichen seiner Weltgewandtheit. Für Kommentatoren ein klarer Vorteil - solange er keinen Dünkel an den Tag legt.

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Neatkarīgā (LV) /

Präsident muss sich dem einfachen Volk zuwenden

Levits' Ansehen im Land wird vor allem davon abhängen, ob er sich auch den weniger Privilegierten öffnet, kommentiert Neatkarīgā:

„Es liegt nun an Levits, ob er weiter auf seinen beleuchteten Diplomaten-Wegen wandelt oder künftig auch die kleinen unbeleuchteten Gassen durchschreitet, um so die Unterstützung der ganzen Öffentlichkeit zu erlangen. So, wie er dies in seiner vorbereiteten Rede nach seiner Wahl versprach: 'Ich will zum Präsidenten für alle Nationalitäten, alle Glaubensrichtungen, alle Bürger Lettlands werden: für die Armen wie die Reichen, für die Verstoßenen ebenso wie für die, die sicher im Leben stehen.' … Seine Ansprache begann er mit den Worten: 'Liebe Menschen Lettlands!' Hoffentlich kann auch das Volk dem Präsidenten bald entgegnen: 'Lieber Präsident Lettlands!'“

Diena (LV) /

Frische Luft für lettische Politik

Gerade das weltmännische Profil des neugewählten Präsidenten wird dem Land gut tun, freut sich Diena:

„Die Wahl von Egils Levits wird sich insbesondere auf die Außenpolitik Lettlands auswirken. Dabei geht es weniger um den Kurs, sondern um die Akteure. Die letzten drei Vorgänger waren weder in der Lage noch daran interessiert, in der Außenpolitik aktiv zu sein und den Mächtigen Europas und der Welt auf Augenhöhe zu begegnen. Mit Levits könnte sich das ändern. ... Levits ist eine mächtige, charismatische und starke Persönlichkeit, die nicht in lokale politische Intrigen verstrickt ist. Levits' Visionen von Welt nähren die Hoffnung, dass er den lokalen politischen Ameisenhaufen auslüften und den Glauben an eine vernünftige Politik zurückbringen wird.“