Erdbeben in Zagreb: Ein doppelter Ausnahmezustand

Gleich zweimal wurde die Region um Kroatiens Hauptstadt am Sonntagmorgen von heftigen Erdbeben der Stärke 5,3 bzw. 5,0 erschüttert. 17 Menschen wurden verletzt, viele Häuser stark beschädigt, darunter Zagrebs Kathedrale. Dass rund 1000 Menschen vorerst nicht in ihre Häuser zurückkönnen, beeinträchtigt auch die Anti-Corona-Bemühungen des Landes. Die Presse macht den nun doppelt Getroffenen Mut.

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Jutarnji list (HR) /

Anpacken statt heulen

Kroatien hat schon schlimmere Zeiten überstanden, ruft Jutarnji list in Erinnerung:

„Atmet tief ein und hört auf zu flennen. Wenn euch nicht eine Mauer auf den Kopf gefallen ist, habt ihr keinen Grund zu verzweifeln. Es war hier schon schlimmer, viel schlimmer, und das ist noch nicht so lange her. Unser Wohlstand, unsere ruhige und satte Welt, die nun kurz ins Wanken kam, ist noch nicht so alt, wie es scheint. Sie denken vielleicht, warme Heizungen, WiFi, den geleasten Peugeot und bunte Schokostreusel auf dem Waldbeeren-Eis gab es schon immer, doch das stimmt nicht. ... Würden Sie Ihre Straße im Jahr 1920 bereisen, bliebe die Zeitmaschine im Gestrüpp hängen. Unsere Großeltern hatten den Mut, eine Stadt auf matschigem Ödland zu bauen, also können wir das auch. Wir besiegen das Böse, so wie sie es besiegt haben.“

Večernji list (HR) /

Ein Unglück kommt selten allein

Trotz der schweren Lage haben die Menschen vorbildlich reagiert, lobt Večernji list:

„Mitten im schwersten Kampf passiert uns die statistische Anomalie, gerade jetzt trifft uns ein zerstörerisches Erdbeben. Es treibt Hunderttausende Menschen aus Zagreb und Umgebung auf die Straße und lädt damit das Coronavirus quasi zum Bankett. Doch selbst in der schnellen instinktiven Reaktion hat ein grosser Teil der Bürger Zagrebs daran gedacht, Masken mitzunehmen und Distanz zu wahren. Wir werden bald sehen, ob das Coronavirus die unerwartete Chance genutzt hat, oder uns ein bisschen Glück im Unglück geküsst hat. ... Wir sollten Optimisten sein, obwohl wir an zwei Fronten gleichzeitig 'Krieg führen'. ... Wir schaffen das, wenn wir müssen. Das ist nämlich die echte Wahrheit über uns, ganz anders als der übliche Defätismus, dass nichts funktioniert und 'das' nur uns passieren kann.“