Start für EU-Impfpass - und für Urlaub ohne Hürden?

Am heutigen 1. Juli tritt das EU-weite digitale Covid-Zertifikat in Kraft, das Reisen für Geimpfte und Genesene erleichtern soll. Allerdings gibt es in mehreren Staaten noch Probleme mit der Ausstellung oder der Kontrolle des Impfpasses. Kommentatoren sehen weitere Hürden auf dem Weg zurück zur unbeschränkten Reisefreiheit, würdigen das Zertifikat aber auch als integrierende Errungenschaft.

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Rzeczpospolita (PL) /

Jetzt kann sich die EU beweisen

Rzeczpospolita sieht das Zertifikat als Beitrag dazu, was die EU im Innersten ausmacht:

„Damit die EU eines der Hauptziele der Integration, nämlich die Angleichung des Wohlstands der Mitgliedstaaten, nicht dauerhaft aufgibt, ist es notwendig, den Tourismus wieder aufzubauen. Der Weg, dies zu erreichen, ist der Covid-Pass, der am Donnerstag in Kraft tritt. Aber es gibt keine Garantie dafür, dass er Erfolg haben wird. Experten warnen beispielsweise vor langen Schlangen an Flughäfen, die durch unterschiedliche Vorgehensweisen in den EU-Ländern entstehen können. “

El Periódico de Catalunya (ES) /

Schwierige, aber wichtige Doppelaufgabe

Zufrieden mit der effizienten Einführung des digitalen Zertifikats zeigt sich El Periódico de Catalunya:

„Einem guten Management ist es zu verdanken, dass das Dokument zur Vermeidung von Tests und Quarantänen für bereits immunisierte Personen gratis, leicht und auf sichere Weise erhältlich ist. Der Pass muss ein weiteres Instrument sein, um den Tourismus anzukurbeln, der für Spanien bekanntlich von großer Bedeutung ist. Gleichzeitig muss er aber auch garantieren, dass diejenigen, die nicht immunisiert sind, die Grenzen nicht überschreiten. Das ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass die Sommerbilanz positiv ausfällt.“

Hospodářské noviny (CZ) /

Delta macht Erleichterungen zunichte

Dass der digitale Covid-Pass das Reisen wie geplant vereinfachen kann, bezweifelt Hospodářské noviny:

„Gleichzeitig hat in Europa die Delta-Mutation Fuß gefasst, die die Regierungen zwingt, die Maßnahmen zu verschärfen, die das Reisen erschweren. Vergangenes Jahr ging es vor allem darum, ausreichend Masken bei sich zu haben. In diesem Jahr muss ein Reisender Ankunftsformulare ausfüllen, herausfinden, ob das besuchte Land mehr oder weniger riskant ist, an allen Ecken Teststationen suchen und auch viel Geld für Tests bezahlen. Reisen außerhalb Europas sollte man vorerst besser gar nicht erst versuchen. Verbote und Anordnungen ändern sich, und der Aufenthalt in einem Quarantänehotel in Afrika wird wohl nicht gerade das Reiseerlebnis sein, das man sucht.“

De Morgen (BE) /

Von mittelalterlichem Regelchaos erstickt

Den Haupteinfluss auf die Reisefreiheit haben die Alleingänge der Nationalstaaten bei den Corona-Regeln, beklagt De Morgen:

„Jahrzehnte nach der Vereinigung Europas scheinen wir plötzlich zurückgeworfen zu sein zum Mittelalter mit Zollgrenzen und Regeln, die von Stadtstaat zu Stadtstaat anders sind. Das ist nicht nur unpraktisch, noch viel schlimmer ist, dass sich das Bild von willkürlichen Regierungen aufdrängt. Man kann schwerlich das Vertrauen von Bürgern in Behörden einfordern, die einem im einen Land Quarantäne auferlegen und im anderen noch nicht einmal einen guten Test. … Auch durch dieses Examen fiel die EU. Das Problem ist, dass im September ein neues Examen ansteht, die Folgen tragen aber nicht die europäischen Anführer, sondern Patienten und Pflegepersonal.“