Putin: Russen, Ukrainer und Belarusen sind eins

Der Kreml hat auf Russisch und Ukrainisch einen langen geschichtspolitischen Text veröffentlicht, in dem Putin die gemeinsamen Wurzeln von Russen, Ukrainern und Belarusen in der 'alten Rus' beschwört und letztlich jede Aufspaltung dieses Groß-Volks in mehrere Staaten als historische Unfälle darstellt. Er wendet sich dabei scharf gegen eine vom Westen unterstützte Formierung der Ukraine als Gegenpol zu Moskau.

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Ria Nowosti (RU) /

Manifest gegen ein Anti-Russland in der alten Rus

Die Staatsagentur Ria Nowosti zeigt sich begeistert von Putins klarer Kante:

„Berücksichtigt man den Status des Autors, so kann man von einem Manifest sprechen. ... Darin werden für unser Volk wichtige Prinzipien deklariert: die Einheit des Volkes und die Verantwortung für dessen Zukunft, einschließlich der Verantwortung Russlands für die Ukraine. Nein, Putin verkündet nicht, dass Russland den ukrainischen Staat liquidieren möchte. ... Aber es heißt offen heraus: Wenn die ukrainische Führung in ihrer 'Position einer freiwilligen Geisel fremden geopolitischen Willens' darauf setzt, ihr Land in ein 'Anti-Russland' zu verwandeln, so muss sie (wie auch der Westen) verstehen, dass Russland sich nie mit dessen Existenz abfinden wird. “

24tv.ua (UA) /

Billig verhüllte Expansionsbestrebungen

24tv.ua sieht in dem Artikel imperiales Gehabe:

„Zwar ist Putin großzügig mit Begriffen wie Freundschaft, Respekt und brüderliche Gefühle für die Ukraine. Aber hinter diesem verbalen Lametta sieht man regelmäßig das tierische Grinsen des russischen Imperialismus. Da ist die These von einer 'einheitlichen großen Nation und einem dreieinigen Volk' und die Ablehnung der modernen Grenzen der postsowjetischen Länder, über die sich ja die Teilung der Sowjetunion vollzog. Ganz nach Wunsch kann man das alles gut verwenden, um eine territoriale Expansion Russlands auf Kosten der Nachbarn, einschließlich der Ukraine, zu rechtfertigen. Das haben wir bereits 2014 [mit der Krim] erlebt.“

Echo Moskwy (RU) /

Professor Putins finale Version der Geschichte

Kirill Martynow, Politik-Redakteur bei Nowaja Gaseta, graust es in einem von Echo Moskwy übernommenen Facebook-Post angesichts des vermittelten Geschichtsbilds:

„Der Text ist übel, aber er erklärt einige in den Köpfen der 'russischen Elite' vorhandene simple Mechanismen, die uns an den gegenwärtigen schändlichen historischen Punkt gebracht haben. Vom Genre her ist er eine Mischung aus Studentenreferat und YouTube-Erklärvideo, in dem es darum geht, warum wir die Größten sind und wie die 'patriotische Geschichte der Rus' aussieht. Der Text sagt nichts Besonderes, aber leider wird er nun in den Geschichtsbüchern der unglückseligen russischen Schüler als endgültige Wahrheit zitiert werden. Putin ist zum Oberhistoriker avanciert, andere Geschichtswissenschaftler werden nicht mehr gebraucht.“