Wenn Shorts zu lang sind: Geldstrafe für Norwegen

Weil sie Shorts statt der vorgeschriebenen hoch ausgeschnittenen Bikinihosen trugen, hat der Europäische Handballverband EHF Norwegens Beachhandballerinnen mit einer Strafe belegt. Nach dem EM-Spiel um den dritten Platz muss jede 150 Euro zahlen. Auf Drängen des norwegischen Verbands hin will der EHF nun eine Regeländerung beim Weltverband bewirken. An der allgemeinen Entrüstung ändert dies zunächst nichts.

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Keskisuomalainen (FI) /

Widerlicher Sexismus

Keskisuomalainen empört sich:

„Die Shorts der Norwegerinnen entsprachen nicht den Verbandsregeln. Den Regeln zufolge müssen die Frauen beim Beachhandball Bikinis tragen. Die Männer tragen Shorts und Trikots. Der Bikinizwang ist eine widerliche Vorschrift in den Handballregeln. Es ist unglaublich, dass eine solche Vorschrift einmal eingeführt wurde und noch immer Gültigkeit hat. Die Sportart sexualisiert sich bewusst.“

Der Standard (AT) /

So was von verstaubt

Dieser Anachronismus gehört beseitigt, findet Der Standard:

„Es ist 2021. Noch immer gibt es Sportverbände, die Athletinnen möglichst knappe Bekleidung vorschreiben … [Die] Olympischen Sommerspiele ... beginnen am Freitag in Tokio und geben Thomas Bach die Gelegenheit, sich wichtig zu machen. Der deutsche Präsident des Internationalen Olympischen Comités (IOC) vermeint, die Chance zu nützen, indem er das olympische Motto 'schneller, höher, stärker' um den Begriff 'gemeinsam' erweitert. Mehr würde es bringen, setzte sich das IOC dafür ein, dass große Sportinstitutionen wie der internationale Handballverband absurde, veraltete, sexistische Regeln schleunigst abschaffen. Wenn sie schon nicht selbst auf die Idee kommen.“

The Independent (GB) /

Maßgeschneidert für den männlichen Blick

Und The Independent schreibt:

„Die krasse Heuchelei und Doppelmoral des Vorfalls sind unübersehbar. Aber es ist wichtig, zu verstehen, woher diese überhaupt rühren: Sie existieren, weil auch in Sportinstitutionen hauptsächlich Männer Entscheidungsträger sind. In der Modebranche sieht es ganz ähnlich aus. Auch sie wird traditionell von männlichen Kreativdirektoren, Designern und Fotografen dominiert, die Kleidung entwerfen und bewerben, die den 'männlichen Blick' nachempfindet – also das, was Männer sehen wollen: auf Laufstegen, auf der Straße, in ihren Schlafzimmern und augenscheinlich auch auf Beach-Handballplätzen.“