20 Jahre Euro: Happy Birthday?

Ein runder Geburtstag: Seit Januar 2002 gibt es den Euro als Bargeld. 20 Jahre später zahlen 340 Millionen Bürgerinnen und Bürger in 19 EU-Staaten damit. Im weltweiten Zahlungsverkehr hat der Euro ähnliches Gewicht wie der US-Dollar. Die anfängliche Skepsis ist verflogen, aber bei manchen bleiben langfristige Zweifel, zeigt der Blick in die Kommentarspalten.

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Handelsblatt (DE) /

Gemeinsame Währung schafft Einheit

Es gibt gar keine Alternative zur Währungsunion, meint das Handelsblatt:

„Eine Aufgabe des Euros ... würde die Gründung der Währungsgemeinschaft an Tollkühnheit bei Weitem übertreffen. Es wäre ein ökonomischer Suizid. ... Recht haben die Euro-Kritiker allerdings mit ihrem Hinweis, dass die Wettbewerbsschwierigkeiten der Südländer vor allem strukturelle Ursachen haben. Nur Reformen helfen nachhaltig, Geldtransfers lindern allenfalls Symptome. ... Fest steht: Europa kämpft im epochalen Konflikt zwischen den USA und China um seinen Platz in der Welt. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist seine Einheit, und dazu gehört nicht nur, aber vor allem auch, die Währungsunion.“

Wiener Zeitung (AT) /

Bewährungsprobe bestanden

Von einer Erfolgsgeschichte schwärmt der Journalist Otmar Lahodynsky in einem Gastkommentar für die Wiener Zeitung:

„Kaum ein anderes Element wird so mit der Europäischen Union in Verbindung gebracht wie die gemeinsame Währung. Vor allem für jüngere Menschen ist der Euro ... selbstverständlicher Bestandteil ihres Alltags, besonders bei Reisen, geworden. Im EU-Binnenmarkt erleichterte und förderte der Euro den grenzüberschreitenden Handel. Und auch international hat sich der Euro bewährt, indem er rasch zur wichtigsten Reservewährung der Welt nach dem US-Dollar wurde. ... Der Euro hat bisher alle Krisen überstanden und so auch wesentlich zur Stabilität der EU beigetragen.“

El Periódico de Catalunya (ES) /

Ziemlich fest im Sattel

Die Währung ist inzwischen krisenerprobt, sodass es Kritiker inzwischen immer schwerer haben, stellt El Periódico de Catalunya fest:

„Drei Aspekte sind in der Zeit seit der Euro-Existenz hervorzuheben: Der entscheidendste war die Krise von 2008, die die neue Währung an ihre Grenzen brachte; dann die Rettungsmaßnahmen, die den eklatanten Bankrott mehrerer Volkswirtschaften verhinderten; schließlich die Schaffung europäischer Fonds, von denen das Programm 'Next Generation' das jüngste und ehrgeizigste ist. ... Zweifelsohne ist es noch ein weiter Weg, bis die Überlebensfähigkeit des Euros kein Thema mehr ist. Klar ist aber auch, dass die Kritiker, die der europäischen Währung angesichts der historischen Stärke des Dollars oder des Pfunds ein Schattendasein vorausgesagt haben, einen Dämpfer bekommen haben.“

Irish Examiner (IE) /

Dieses Jahr könnte brenzlig werden

Es ist keine unbeschwerte Geburtstagsfeier, gibt Irish Examiner zu bedenken:

„Angesichts von steigenden Schulden, von Fachkräfte- und Warenmangel, einer Energiekrise, einer Umweltpolitik, die erst finanziert werden muss und möglicher militärischer Instabilität mit Blick auf China und Russland, könnten der Euro und die Europäische Zentralbank Turbulenzen von größerem Ausmaß erleben, als dies bei der Einführung der brandneuen und blinkenden Währung in diese Welt der Fall war. Sieben weitere Länder in der EU sind verpflichtet, dem Euro noch beizutreten (nur Dänemark hält an seiner Ausnahmeregel fest), jedoch zu einem Zeitpunkt ihrer Wahl. Bei all den derzeitigen Ungewissheiten, ist es unwahrscheinlich, dass dies im Jahr 2022 sein wird.“