Wie erreicht man die Menschen in Kriegszeiten?

Propaganda, Zensur und getötete Journalisten: Der Krieg wird auf unterschiedlichsten Ebenen auch um die öffentliche Meinung ausgefochten. Die Debatte um die Deutung von Aktualität und Vergangenheit spiegelt sich auch in der europäischen Presse wider.

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eldiario.es (ES) /

Online durch den Krieg

eldiario.es erkennt die gute Seite der digitalen Kommunikation:

„Der Krieg in der Ukraine hat uns gezeigt, wie der Zugang fast jedes Bürgers zu einem öffentlichen Informationsnetzwerk auch dazu beiträgt, Verbrechen zu dokumentieren. ... Die erstaunliche Widerstandsfähigkeit der Internetkommunikation in der Ukraine ist ein Schlüsselfaktor dafür, dass die Stimmen der Ukrainer, die Zeugen der Geschehnisse sind, nicht verstummen. ... Das Verstehen und Verifizieren der Informationsflut bleibt Aufgabe von Journalisten und Menschenrechtsspezialisten vor Ort. ... Die dunklen und bedrohlichen Seiten des Internets sollten uns nicht vergessen lassen, dass das Netz auch Gutes bewirken kann.“

Eesti Päevaleht (EE) /

Gegenangebote zu Propaganda schaffen

Der russisch-estnische Schauspieler Kirill Käro tourt durch den Nordosten Estlands, um den russischsprachigen Jugendlichen von der Situation in Russland zu erzählen. Eesti Päevaleht lobt die Initiative:

„Neben Einschränkung von Propaganda muss man Information, Inspiration und Unterhaltung anbieten, ohne dabei zu aufdringlich und politisch zu werden. Am besten über Persönlichkeiten, die die russischsprachige Gemeinde interessieren. Wladimir Putin hat vor einigen Wochen alle zu Feinden erklärt, die mit seinem Regime nicht einverstanden sind. Hoffentlich gibt es in Estland nur wenige, die unumkehrbar an die Kreml-Gehirnwäsche verloren sind.“

Lrytas (LT) /

Gefährliche Sowjetnostalgie

Ronaldas Račinskas, Historiker und Geschäftsführer der Internationalen Kommission zur Erforschung der Verbrechen des nationalsozialistischen und des sowjetischen Besatzungsregimes in Litauen, reflektiert in Lrytas über die Dringlichkeit von Geschichtsaufarbeitung:

„Auf die blutige Aggression Russlands gegen die Ukraine hat der Westen mit harten Schritten gegen strategische Sektoren reagiert. Aber in dem Sanktionspaket wird Putins wichtigste Waffe übersehen, die er sehr gerne sowohl im Inland wie auch international anwendet. Das ist die russische oder pro-sowjetische Sicht der Ursachen und Folgen des Zweiten Weltkriegs. ... Die Mythen über den siegreichen Großen Vaterländischen Krieg und die Nostalgie nach dem sowjetischen Imperium sind Putins ideologische Waffen.“