Japan, Südkorea, USA: Historischer Dreiergipfel

Japan, Südkorea und die USA wollen in den Bereichen Wirtschaft, Militär und Geheimdienste enger zusammenarbeiten, um China und Nordkorea besser die Stirn bieten zu können. Japans Premier Fumio Kishida sprach auf dem ersten Gipfel zu dritt von einer neuen Ära der Freundschaft. Wegen der brutalen Kolonisierung Koreas durch Japan von 1910 bis 1945 sind die Beziehungen noch immer belastet. Ein echter Neuanfang also?

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The Observer (GB) /

20. Jahrhundert hinter sich gelassen

Für Japan und Südkorea markiert der Dreier-Pakt jeweils eine Zeitenwende, analysiert The Observer:

„Japan legt mit dem Camp-David-Abkommen eine weitere wichtige Etappe auf seinem Weg zurück, weg vom Nachkriegspazifismus hin zu einem vollwertigen, voll aufgerüsteten Mitglied der von den USA geführten westlichen demokratischen Allianz. Dies wird Tokios Gefühl der wachsenden Konfrontation mit China verstärken. Für Südkorea könnte die Schließung des trilateralen Pakts als der Moment angesehen werden, in dem es endlich aus der erbitterten Fehde mit Japan wegen dessen Kolonisierung der Halbinsel im 20. Jahrhundert heraustrat. Die Anerkennung gebührt Präsident Yoon Suk-yeol, der Tokio als Partner mit gemeinsamen Werten und Interessen bezeichnet.“

France Inter (FR) /

Camp David 2.0

Es ist auch ein Sieg für die USA, lobt France Inter:

„Joe Biden ist in Bestform. Er ist ein Mann des Kalten Krieges, vielleicht einer der letzten, der den traditionellen Verbündeten der USA so viel Bedeutung beimisst: Europa + Türkei und Japan + Südkorea. Zwei Grundpfeiler, auf denen der globaler Einfluss der USA ruht. Bis vor Kurzem hatte er auch noch einen Pfeiler im Mittleren Osten, der sich bei den demütigenden Niederlagen im Irak und in Afghanistan jedoch nur schwer halten kann. Ein Grund mehr, nicht dieselben Fehler zu begehen: Zwischen Japan und Südkorea spielen die USA die Rolle des Vermittlers - wie 1978, in Camp David, zwischen Israel und Ägypten.“

Corriere della Sera (IT) /

Peking hat nun ein Problem mehr

Corriere della Sera analysiert, was der Gipfel für China bedeutet:

„Von Peking aus gesehen ist der Gipfel von Camp David eine Bestätigung dafür, dass Amerika die Volksrepublik in Asien einkreisen will: so wie es Russland in Europa – laut Wladimir Putins Propaganda – einkreiste. ... Japaner und Südkoreaner überwinden ihren bis in den Zweiten Weltkrieg zurückreichenden Groll, um mit Amerika ein Schutzdreieck zu bilden, das von der Raketenabwehr bis zu Geheimdienstabkommen reicht. Das Wunder der japanisch-koreanischen Versöhnung hat aber nicht Joe Biden, sondern Xi selbst vollbracht. China hat Tokio und Seoul wiederholt mit harten Wirtschaftssanktionen belegt, um ihre Unabhängigkeit zu kasteien; seine Marine und Luftwaffe dringen immer wieder aggressiv in die Nachbarländer ein.“