Schweden ist Nato-Mitglied

Nun ist es vollzogen: Nach fast zweijähriger Hängepartie ist Schweden seit dem gestrigen Donnerstag offiziell Teil der Nato. Die Kommentare in der Landespresse zeigen: Die Stimmung im neuen Mitgliedstaat ist durchaus nicht nur euphorisch. Zu Recht?

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Expressen (SE) /

Der Kater wird kommen

Mit Blick auf die Situation in den USA gibt es für Expressen keinen Grund, allzu ausgiebig die Korken knallen zu lassen:

„Wir werden nicht Mitglied der Nato von Ronald Reagan. Die Republikanische Partei in den USA, einst wichtigstes Bollwerk des Westens gegen den Moskauer Kommunismus, hat sich von der Rolle des Weltpolizisten verabschiedet und sich in Richtung eines konspiratorischen Personenkults entwickelt, voller Verachtung für Europa, für die Nato, ja im Grunde für die ganze Welt außer für... Moskau. In einem halben Jahr sind Präsidentschaftswahlen. Donald Trump liegt in den Meinungsumfragen vorn.“

Aftonbladet (SE) /

Endlich können wir den Maulkorb ablegen

Nun kann Schweden wieder als starke Stimme für internationale Verständigung auftreten, ist Aftonbladet überzeugt:

„Auch in der Nato wird Schweden Schweden bleiben. Bald werden wir uns hoffentlich des Maulkorbs entledigen und wieder Kritik an die Adresse der Türkei und Ungarns richten. Unser zwei Jahre währendes Schweigen zu Übergriffen gegenüber Kurden in der Türkei und zum Verfall der Demokratie in Ungarn war der unwürdigste Teil des Nato-Beitrittsprozesses. Bald sollten wir wieder über Abrüstung und über die Begrenzung von Kernwaffen reden, über den Wert von Diplomatie und Verhandlungen. ... Die Rechte behauptet gern, all das sei nun Vergangenheit. Dem ist nicht so. Norwegen ist seit fast 75 Jahren in der Nato und hat kein Problem, weltweit Gehör zu finden.“

Dagens Nyheter (SE) /

Nun sind wir Teil des großen Friedensprojekts

Dagens Nyheter würdigt die Rolle der Militärallianz:

„Wir werden nicht Mitglied, weil wir uns dazu gezwungen sehen. Dieser Beschluss ist ein moralischer. Die Nato ist nämlich ein Friedensprojekt. Sie besteht seit jeher größtenteils aus offenen Demokratien, die sich bedroht sehen von einer mächtigen Diktatur, für die just der Durst der Menschen nach Freiheit eine existentielle Bedrohung ist. ... Je stärker die Nato, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Putin von seinen Plänen zur Wiedererrichtung des russischen Imperiums ablässt. ... Nach wie vor üben Demokratie und Freiheit auf Abermillionen Menschen die stärkste Anziehungskraft aus. ... Putins Macht wird fallen. Bis dahin ist es schön, mit guten Nachbarn zusammenzustehen.“