Freizeitpark ohne urbanes Leben
In den vergangenen zehn Jahren sind die Quadratmeterpreise in Kopenhagen um fast 70 Prozent gestiegen. Diese Entwicklung wird die Stadt immer lebloser machen, ist Jyllands-Posten überzeugt:
„Die einfachen Kopenhagener – Krankenpfleger, Pädagogen, Busfahrer, Akademiker in prekären Branchen – werden immer weiter aus der Stadt verdrängt. Es ist sowohl ein soziales als auch ein kulturelles Versagen, die Immobilienpreise in Großstädten in den Himmel schnellen zu lassen. ... Eine Stadt, in der sich nur die Reichsten und Touristen ein Leben leisten können, wird zur toten Kulisse. ... Wollen wir, dass Kopenhagen zu einer Art von Architektur-Disneyland wird, das nur noch für Wohlhabende zugänglich ist? Oder soll es weiterhin eine Stadt sein, in der Kinder geboren werden und alle möglichen Menschen leben, arbeiten und alt werden?“
Wohnungspolitik für Wohlhabende
Die Wartezeit für eine Mietwohnung in Stockholm liegt bei durchschnittlich zehn Jahren, weshalb viele Menschen stattdessen einen Wohnungskauf erwägen. Doch auch dieser Weg ist steinig, kritisiert Dagens Nyheter:
„In einem Bericht des schwedischen Immobilienverbandes heißt es, eine junge Familie in Stockholm müsse bis zu 30 Jahre sparen, um sich die Anzahlung für ein Eigenheim leisten zu können – der Babyboomer-Generation, die zwischen den 1970er und 1990er Jahren ein Eigenheim kaufte, reichten drei Jahre. ... Ein Eigenheim ist kein Ort zum Schlafen, Essen, Lieben, Pflegen und Leben mehr. Im heutigen Schweden sieht man es eher als Investition. ... Ein weiteres Problem ist die Möglichkeit, Zinskosten für Kredite steuerlich abzusetzen - das versetzt Eigenheimbesitzer in die Lage, hohe Kredite aufzunehmen, was die Immobilienpreise wiederum in die Höhe treibt.“
Kein ruhiger Platz zum Lernen
Die Wohnkrise gefährdet Chancengleichheit und Bildungserfolg, warnt Clarisse Petel, Logopädin beim Brüsseler Sozial- und Gesundheitszentrum Cerapss, in einem Gastbeitrag in Le Soir:
„Es ist offensichtlich: Ohne angemessenen Wohnraum und ohne die Gewissheit, dort bleiben zu können, rückt die Lernbereitschaft von Eltern und Kindern in den Hintergrund. Unsere Bemühungen, Bildungsungleichheiten abzubauen, hängen direkt von der Sicherheit und Stabilität der Wohnsituation der Kinder ab. Der Erfolg sozialer Arbeit wird in vielerlei Hinsicht davon bestimmt, wie die Politik auf die Krise des bezahlbaren Wohnraums reagiert. Die von uns betreuten Familien müssen oft minderwertige Wohnungen akzeptieren und nur wenige Kinder haben einen ruhigen Ort, um ihre Hausaufgaben zu machen.“