Labor gewinnt Parlamentswahl in Australien

Die sozialdemokratische Labor-Party hat in Australien einen Erdrutschsieg errungen. Damit kann Premier Anthony Albanese mit einer absoluten Mehrheit von über 80 Parlamentssitzen weiter regieren. Die konservative Koalition aus Liberalen und Nationalen erlangte nur knapp 40 Sitze. Kommentatoren beleuchten die Ursachen und den Trump-Effekt.

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Népszava (HU) /

Trump-Effekt ist spürbar

Die Wahlergebnisse haben etwas mit dem US-Präsidenten zu tun, glaubt Népszava:

„Aufgrund des Vorgehens des US-Präsidenten haben zuvor in Kanada und an diesem Wochenende auch in Australien jene Parteien gewonnen, die sich gegen den US-Präsidenten positioniert haben – die Liberalen in Kanada und die Labor in Australien. ... Anfang März waren in Australien noch die Konservativen vorn, aber jetzt hat Labor mit einem Erdrutschsieg gewonnen, aus ähnlichen Gründen wie in Kanada. Trumps Außenpolitik, die auf Drohungen und Einschüchterung baut, wird von den gemäßigten politischen Kräften zunehmend abgelehnt. Der Trump-Effekt ist bereits in der Welt zu spüren, wenn auch nicht so, wie es sich der US-Präsident vorgestellt hat.“

Le Soir (BE) /

Abschreckung zieht nicht überall

Nicht zu früh freuen, mahnt Le Soir:

„[In Australien und Kanada] wurden die Konservativen Opfer des 'Trump-Effekts'. … Doch man sollte sich nicht täuschen: Die Ideen des Trumpismus sind auf dem Vormarsch. … In Deutschland verzeichnet die AfD seit Jahren stetiges Wachstum. … In anderen Teilen Europas fühlt sich Viktor Orbán beflügelt und verbietet Paraden von LGBTQIA+. In Großbritannien feierte Nigel Farage erst letzte Woche ein Comeback an den Wahlurnen. Auch wenn sich die Gegner Trumps über einige Wahlergebnisse freuen können, wären sie gut beraten, sich nicht auf die abschreckende Wirkung [Trumps] zu verlassen, um die Demokratien zu retten.“

taz, die tageszeitung (DE) /

Neue Freunde suchen?

Aus der Sicht der taz steht Australien am Scheideweg:

„Die jahrzehntealte Freundschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika, das Gerüst, auf dem die Sicherheit der Nation ruht, ist nicht nur am Wackeln. Es ist zusammengebrochen. ... Für die neue alte Regierung unter Labor-Premierminister Anthony Albanese stellt sich die Frage: Soll Australien einfach abwarten, bis Trump in eine paar Jahren Geschichte ist, oder soll sich das Land nach anderen Freunden umsehen? ... Auch wenn eine militärische Kooperation mit dem lange als potenziellem Aggressor beschriebenen China keine Option wäre: Eine weitere Annäherung Canberras an Peking wäre sicher ein Beispiel von überlegter, pragmatischer Politik, wie es sich das australische Stimmvolk offenbar wünscht.“