Rumänien: Woher rührt die Ceaușescu-Nostalgie?
Einer aktuellen Umfrage zufolge halten zwei Drittel der Rumänen den im Dezember 1989 gestürzten Diktator Nicolae Ceaușescu für eine positive politische Figur. Ceaușescu hatte das Land 24 Jahre lang unter eiserner Kontrolle. Mithilfe der gefürchteten Geheimpolizei Securitate schaltete er politische Gegner systematisch aus. Die Landespresse fragt sich, wo nun das positive Image herkommt.
Russlands langer Schatten
Spotmedia wähnt Russlands hybriden Krieg dahinter:
„Dabei wird nicht das kommunistische Regime als besser dargestellt als das heutige, sondern die Gegenwart erscheint zu schwierig und wird negativ bewertet. Wir stehen an einem besonders kritischen Punkt, an dem der hybride Krieg voranschreitet und zunehmend die Kontrolle über Wahrheit und das kognitive Denken der Menschen gewinnt. Das ist vielleicht die klarste Schlussfolgerung dieser Umfrage, die weniger über Ceaușescu und echte Nostalgie aussagt – sondern vielmehr über kulturelle und politische Verwundbarkeiten, die auch die nationale Sicherheit Rumäniens gefährden können.“
Schrecken verblassen – die gute alte Zeit bleibt
Evenimentul Zilei beschwichtigt:
„Wir stehen nicht vor einer Revolution des Bösen. Sondern schlicht vor einem historischen Phänomen, das man als Syndrom des Goldenen Zeitalters bezeichnen kann – also die Idealisierung einer Epoche oder historischer Figuren, die mit dem Vergehen der Zeit eintritt. Mit dem Generationswechsel verschwinden die Erinnerungen, und es bleiben nur noch Eindrücke. Anders gesagt: Je weiter man sich von den Traumata der Vergangenheit entfernt, desto mehr erinnert man sich nur an das Positive. Daran ist nichts Außergewöhnliches. Doch das neue Mantra vom hybriden Krieg beflügelt offenbar die Fantasie vieler.“