Portugal: Schulen bald ohne Sexualerziehung?

Portugals konservative Regierung will den Sexualunterricht künftig aus dem Fach Sozialkunde streichen. Damit ist nicht klar, wo und wie die sexuelle Aufklärung künftig Platz im Lehrplan haben soll. Kritiker werfen der Regierung vor, mit diesem Schritt auch in gesellschaftspolitischen Fragen nach rechts abzudriften und mit Positionen der rechtspopulistischen Chega zu liebäugeln.

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Público (PT) /

Ideologisch besetztes Ablenkungsmanöver

Der ehemalige sozialistische Kulturminister Pedro Adão e Silva schreibt in Público:

„Die Regierung will die öffentliche Debatte mit künstlich aufgebauschten Themen prägen. Das Muster kennen wir bereits: Angesichts der Unfähigkeit, auf die Wohnungskrise zu reagieren, spricht sie über das Staatsangehörigkeitsgesetz; angesichts der Schwierigkeiten des nationalen Gesundheitssystems schürt sie die Angst vor den 'ideologischen Fesseln' des Sozialkundeunterrichts. Auf den ersten Blick scheint die Taktik aufzugehen und die Medienagenda zu beherrschen. Aber eben nur auf den ersten Blick. Wenn sie glaubt, dass sie so mit [den Rechtspopulisten] Chega bei der Erfindung von Falschmeldungen konkurrieren können, täuscht sie sich. Sie macht nur einen weiteren Schritt in einem Wettlauf nach unten.“

Jornal i (PT) /

Modern aufklären und Gesundheit schützen

Die Bildung darf nicht für politische Grabenkämpfe missbraucht werden, ermahnt Jornal i:

„Die Welt hat sich schnell und stark verändert und die Schule hat die Pflicht, mit den neuen Zeiten Schritt zu halten. Wir dürfen das Thema Sexualität für Jugendliche nicht zu einer Frage der politischen Rechten oder Linken machen. Sexualität ist ein Thema, das uns alle angeht. Dieser Rückschritt ist altmodisch, wir versäumen eine Chance, junge Menschen aufzuklären und ihre Gesundheit zu schützen. Wir dürfen dieses Thema nicht tabuisieren, wir sollten Vorurteile und Stereotypen hinter uns lassen.“