Litauen: Alarmstimmung durch Drohne aus Belarus

Fast die ganze letzte Woche wurde in Litauen nach einer laut Zeugenaussagen aus Belarus eingedrungenen großen Drohne gesucht. Gefunden wurde die unbewaffnete russische 'Gerbera' just auf einem Truppenübungsplatz tief im Landesinnern. Militär und Behörden hatten während der Suche bezweifelt, ob es überhaupt eine Drohne war – und nicht ein Vogelschwarm oder eine Wolke. Die Medien finden das skandalös.

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Delfi (LT) /

Mehr als nur ein Sicherheitsproblem

Delfi-Verteidigungsexperte Vaidas Saldžiūnas hält chaotische Reaktionen für ebenso problematisch wie Versagen beim Schutz des Luftraums:

„Versprechen, die Luftabwehr ausgerechnet im vierten Jahr des Ukrainekriegs zu stärken, kommen zu spät. Die eigentliche Gefahr ist die politisierte Hysterie – sie erzeugt vor allem eins: kollektive Verunsicherung. ... Wer Milliarden für Verteidigung bereitstellt, darf erwarten, dass Schutz auch geliefert wird – mit allen Mitteln, auch wenn nicht jede Maßnahme in ihrer Tragweite verstanden wird. Doch der Maßstab für politische Qualität liegt längst erschreckend niedrig. Misstrauen gegenüber staatlichen Stellen braucht keine 'lange Hand des Kremls', sondern entsteht hausgemacht – durch lokale Inkompetenz: durch Mitläufer, Schwätzer und selbsternannte Patrioten.“

Verslo žinios (LT) /

Geht Pilze und Flugobjekte suchen!

Verslo žinios reagiert mit Zynismus:

„Was, wenn die Drohne Sprengstoff an Bord gehabt hätte? Denn später stritten die zuständigen Behörden ihre Existenz nicht mehr ab. Es wurde sogar an Pilzsammler appelliert – mit dem Argument, dass diese bessere Chancen hätten, das mutmaßlich abgestürzte Flugobjekt zu entdecken. ... Die Verteidigungsministerin kündigte an, dass mit Beginn der Militärübung 'Sapad' im Nachbarland Belarus weiterer solcher (angeblich verirrten) Drohnen zu erwarten seien. Offenbar bleibt den Bürgern nur übrig, sich mit Pilzkörben auszustatten. Denn diejenigen, die eigentlich führen, erkennen und abwehren sollten, reden lieber von Vögeln und Wolken.“