Wie soll Spanien auf den Klimawandel reagieren?
Spanien erlebt einen Sommer voller Extreme: Während durch Waldbrände Tausende Menschen auf dem Land ihre Häuser verlassen mussten und bereits 350.000 Hektar Land verbrannt sind, verzeichnen die Großstädte Temperaturen von deutlich über 40 Grad. Das Land erlebt die Folgen des Klimawandels, sind sich viele Kommentatoren sicher und fordern einen großen Staatspakt von der Politik.
Politische Eitelkeiten überwinden
Der Umweltökonom Antxon Olabe fordert in El País einen politischen Kraftakt:
„Unsere Städte, in denen 81 Prozent der Bevölkerung leben, müssen sich auf Sommer mit bis zu 45, gelegentlich 50 Grad, und Nächte über 30 Grad vorbereiten. ... Angesichts des Dilemmas 'Anpassen oder Untergehen' muss Spanien eine strategische Vision für das Land mit ehrgeizigen Zielen für den Zeitraum bis 2050 entwickeln. Es muss die notwendigen wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, technischen und personellen Ressourcen bereitstellen, um die fortschrittlichste Nation der Welt bei Waldbrandverhütung und -bekämpfung zu werden. Wir stehen vor einer außergewöhnlichen Herausforderung. Die Flammen müssen die Eitelkeit der Politiker verbrennen.“
Alle schreien - niemand übernimmt Verantwortung
Für El Mundo ist Spaniens Verwaltungsstruktur das Hauptproblem:
„Die erste Theorie besagt, dass das Land wegen der Rechten brennt: Sie leugnet den Klimawandel und wegen ihrer Sparpolitik fehlen Ressourcen. ... Die zweite Theorie besagt, dass das Land wegen der Linken brennt: Progressive aus der Stadt sagen den Landbewohnern, wie sie die Natur bewirtschaften sollen. ... In Spanien schreien alle, aber niemand übernimmt Verantwortung. ... Vielleicht ist diese Verwaltung auf mehreren Ebenen mit dem Staat nicht vereinbar, denn sie beweist immer wieder, dass sie nicht funktioniert. ... Spanien braucht einen Staatspakt für eine territoriale Organisation, die im Dienste des Gemeinwohls, der Effizienz und der Zusammenarbeit steht, nicht der Identität.“
Sämtliche Argumente mit einbeziehen
Nicht alles liegt am Klimanotstand, schreibt die Politologin Astrid Barrio in El Periódico de Catalunya:
„Obwohl der Klimawandel die Gefahr, das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Brände verstärkt, ist er nicht die einzige Ursache. Auch Landflucht, Änderung der Landnutzung, Fahrlässigkeit und vorsätzlich gelegte Brände – seit dem 1. Juni kam es zu 31 Festnahmen, gegen 85 Personen wird ermittelt – spielen eine Rolle. ... Wenn wir wirklich einen Staatspakt zur Verhütung und Bekämpfung von Bränden wollen, brauchen wir eine multikausale Perspektive, die auch diejenigen einbezieht, die zu Recht den Klimanotstand als alleinige Ursache anzweifeln.“