Belarusische Ballons über Litauen: Was ist da los?

Der Flughafen von Vilnius musste in der vergangenen Woche viermal wegen Objekten im Luftraum den Betrieb einstellen. Nach Regierungsangaben handelte es sich um aus Belarus kommende heliumgefüllte Ballons, wie sie Meteorologen einsetzen. In letzter Zeit wurden sie mitunter genutzt, um Zigaretten in die EU zu schmuggeln. Als Reaktion hat Litauen seine Grenze zu Belarus nun fast komplett geschlossen.

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Echo (RU) /

Alter Schmugglertrick als hybride Waffe

Der in Vilnius arbeitende Journalist Alexander Pljuschtschew vermutet in einem von Echo übernommenen Telegram-Post Moskauer Machenschaften hinter den Ballonflügen:

„Ich habe den Verdacht, dass es sich hierbei nicht einfach nur um Schmuggel handelt. ... Erstens ist es seltsam, Schmuggelware über einen Flughafen zu schicken, früher flog sie, ohne diesen zu tangieren. Und zweitens gibt es jetzt ein Vielfaches mehr an Ballons. Mir scheint, man hat in Russland einfach erkannt, dass diese ursprünglich rein kommerzielle Sache auch hervorragend als hybride Waffe funktioniert. Es würde mich nicht wundern, wenn sie diese belarussischen Schmuggler einfach angeheuert hätten. Allein in dieser Woche dürfte der Schaden bereits beträchtlich sein, kein Vergleich mit den Kosten für ein paar Dutzend Ballons.“

Postimees (EE) /

Entschieden bekämpfen

Postimees lobt Litauens Entscheidung, derartige Ballons künftig abzuschießen:

„Das Abschießen solcher Ballons wurde bisher dadurch erschwert, dass Vilnius sehr nah an der belarusischen Grenze liegt und Litauen sie nicht im Luftraum seines Nachbarlandes zerstören kann. Seit Montag hat Litauen bestätigt, dass die bisherige Politik 'beobachten und Beweise sammeln' durch den Grundsatz 'neutralisieren, sobald es sicher ist' ersetzt wird. Das ist lobenswert. Natürlich müssen auch wir in Estland den Kampf Litauens gegen die Ballons aufmerksam verfolgen und auf ähnliche Ereignisse hier vorbereitet sein.“