Bukarest: Weltgrößte orthodoxe Kathedrale geweiht
In Bukarest ist am Sonntag nach 15 Jahren Bauzeit die Kathedrale der Erlösung des Volkes geweiht worden. Sie gilt als größte orthodoxe Kathedrale der Welt. Geschätzte 200 bis 315 Millionen Euro sind in den Bau geflossen, die genaue Zahl ist nicht bekannt, obwohl es sich mehrheitlich um öffentliche Mittel handelt. Ist das Geld gut investiert?
Hier gelten weder Sparzwang noch Transparenz
Golazo.ro kritisiert die Sonderstellung der Kirche:
„Bukarest hat jetzt die größte orthodoxe Kathedrale der Welt. Wir haben auch ein Fußballstadion, in dem sogar ein europäisches Finale stattfand. Beide Gebäude entstanden aus öffentlichen Mitteln, in Rumänien sind Religion und Fußball Massenphänomene. Doch was ist der Unterschied zwischen den beiden Bauten? Die Transparenz bei der Verwendung öffentlicher Gelder. Es war die Entscheidung der rumänisch-orthodoxen Kirche, sich hier bedeckt zu halten. Doch auch in unserer kollektiven Wahrnehmung ist Geld offenbar weniger ein Problem, wenn es um den Bau einer Kathedrale geht, als bei einem Stadion, einem Krankenhaus oder zehn Kilometern Umgehungsstraße.“
Zeichen eines festen Glaubens
Bei Adevărul rechtfertigt der nationalliberale EU-Parlamentarier Gheorghe Falcă den Bau:
„Die Nationalkathedrale ist sowohl ein Ort des Gebetes als auch architektonisches, künstlerisches und kreatives Vermächtnis eines Glaubens, der den Kommunismus überlebt, Entwurzelungen und Wandlungen erlebt, aber dennoch nicht aufgegeben hat. ... In einem zunehmend säkularisierten Europa, das (warum wohl?) zunehmend von moralischen und spirituellen Krisen heimgesucht wird, bewahren wir Rumänen ein seltenes Gleichgewicht: Wir sind moderne Europäer, aber auch Gläubige mit tiefen, authentischen, lebendigen Wurzeln! Die Kathedrale zur Erlösung des Volkes erinnert uns an diese doppelte Berufung – die Zukunft zu gestalten, ohne unsere Seele zu vergessen.“