Ukrainischer Politiker Parubij ermordet

In Lwiw ist am Samstag der Rada-Abgeordnete Andrij Parubij auf offener Straße erschossen worden. Er war 2014 als "Kommandant des Maidan" bekannt geworden und von 2016 bis 2019 Parlamentspräsident. Anderthalb Tage später wurde ein tatverdächtiger einheimischer Mann festgenommen. Von Ermittlerseite heißt es inzwischen, es gebe Hinweise auf eine Beteiligung russischer Geheimdienste.

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Polityka (PL) /

Sein Vermächtnis lebt fort

Parubij bleibt in der Ukraine aufgrund seiner Rolle auf dem Maidan unvergessen, schreibt Polityka:

„Der Tod von Parubij zeigt, dass es keine sicheren Orte gibt, denn Lwiw schien sicher zu sein, weit entfernt von den Kriegshandlungen, so ukrainisch und so antirussisch wie nur möglich. Aber ist es nicht genau das, worum es dem Kreml geht? Diese Überzeugung zu erschüttern? Man kann einen Menschen töten, eine Idee aber nicht. Parubijs Idee, sein Einsatz für die Ukraine, gewinnt an Stärke und lässt sich nicht mehr besiegen, jetzt nicht mehr. Parubij wird für immer ein Symbol des Maidan bleiben, ein harter, unnachgiebiger Verteidiger Kyjiws.“

Echo (RU) /

Jedenfalls kommt es Russland gelegen

Das Geschehen passt ins Bild einer russischen Destabilisierungskampagne, meint der ukrainische Militäranalytiker Olexij Kopytko in einem von Echo übernommenen Facebook-Post:

„Ein Attentat auf einen Staatsmann ist politischer Terrorismus. Unabhängig davon, wer sich letztlich als Täter herausstellt und welches Motiv genannt wird, sind die Folgen nicht alltäglicher, sondern politischer Natur. Derzeit gibt es keine auf eine Beteiligung der russischen Seite hinweisenden Fakten. Aber Russland ist daran interessiert, seinen politischen Einfluss so weit wie möglich zu verstärken, da es an der Front nicht das gewünschte Ergebnis erreichen kann. ... Viele unserer Mitbürger haben Wut im Bauch. Die Russen werden alles tun, um diese Wut innerhalb des Landes zu kanalisieren.“

Censor.net (UA) /

Schwache Spionageabwehr

Die Ermordung des Politikers zeigt die Verwundbarkeit der Ukraine gegenüber russischen Geheimdienstaktivitäten, meint Blogger Borys Kuschniruk in Censor.net:

„Wir haben uns daran gewöhnt, den SBU [Sicherheitsdienst der Ukraine] mit erfolgreichen Operationen in Russland zu verbinden. SBU-Chef Maljuk erscheint uns dabei wie eine Mischung aus James Bond und dem gesamten MI6 in einer Person. Doch die Realität ist leider weitaus komplexer: Die Verantwortlichen für Operationen im Ausland und jene für die Spionageabwehr im Inland sind nicht dieselben. Und in der Spionageabwehr ist die Lage bei uns katastrophal – die Zahl der Misserfolge ist schlicht überwältigend.“