Rayner: Verliert Labour-Partei ihre Hoffnungsträgerin?

Viele in der krisengeschüttelten britischen Labourpartei hatten große Erwartungen in sie gesetzt. Nun ist Angela Rayner von ihren Ämtern als Vizepremierministerin und Ministerin für Wohnungswesen zurückgetreten, weil sie zu wenig Grunderwerbssteuer für eine Immobilie gezahlt hatte. Die Landesmedien bewerten den Vorfall auch vor dem Hintergrund ihrer sozialen Herkunft.

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The Daily Telegraph (GB) /

Keine Sonderbehandlungen

Die Narrative, dass Rayner aufgrund ihrer sozialen Herkunft von der konservativen Elite zu Fall gebracht worden sei, empört The Daily Telegraph:

„Der springende Punkt ist doch, dass sie als Inhaberin einer der höchsten Positionen in der Regierung genauso rechenschaftspflichtig sein sollte wie alle anderen in dieser Position. Warum sollte sie von der Kontrolle ausgenommen sein, nur weil sie aus dem Norden stammt, aus der Arbeiterklasse kommt oder eine Frau ist? Personen, die ein Ministeramt mit den damit verbundenen Privilegien und Befugnissen übernehmen, können nicht erwarten, aufgrund ihres Schulabbruchs mit 16 Jahren eine Sonderbehandlung zu erhalten. Genauso wenig sollten diejenigen, die in Eton zur Schule gegangen sind, vom Establishment geschützt werden.“

The Guardian (GB) /

Ein Rücktritt, der kein Ende sein muss

The Guardian hofft auf ein Comeback:

„Rayners Leistungen gingen über die Politik hinaus; sie sprach die Wähler auf eine Weise an, wie es nur wenige ihrer Kollegen vermögen. Ihre Geschichte hatte etwas Symbolträchtiges – von der minderjährigen Mutter in einer Sozialbau-Siedlung in Stockport über die Gewerkschafterin bis hin zur stellvertretenden Premierministerin. Sie verkörperte das Aufstiegsversprechen der Labour-Politik, wie es sonst niemand konnte. Ein Fehler muss nicht das Ende der Karriere bedeuten. Wenn ein Regierungsmitglied frühzeitig und reumütig die Verantwortung übernimmt, besteht die Chance in die Politik zurückzukehren, sobald sich die öffentliche Wut gelegt hat.“