USA-China: Seltene Erden befeuern neuen Streit
Zwischen Washington und Peking stehen die Zeichen wieder auf Sturm: China hat seine Exportauflagen für Seltene Erdmetalle und damit verbundene Technologien deutlich verschärft. Für einen Export in Drittländer brauche es nun eine Genehmigung aus Peking. US-Präsident Trump reagierte mit der Androhung eines Strafzolls von 100 Prozent auf chinesische Waren ab 1. November. Steht die Welt vor einem neuen Handelskrieg der beiden Wirtschaftsmächte?
Geduldig erarbeitete geopolitische Waffe
China hat diese Situation strategisch denkend vorbereitet, kommentiert Yetkin Report:
„China kontrolliert 70 Prozent des weltweiten Abbaus von Seltenerdmetallen und 90 Prozent der Raffinerie- und Verarbeitungskapazitäten. Das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis strategischer Geduld und staatlicher Voraussicht. Während westliche Länder ihre Minen aus Umweltgründen geschlossen haben, hat China den Markt durch Preisunterbietung erobert, Wissen gesammelt und die gesamte Lieferkette um sich herum gebündelt. Jetzt ist die Welt, wenn sie die Energiewende fortsetzen möchte, von Pekings Raffinerien, Exportlizenzen und Preispolitik abhängig geworden. Diese Abhängigkeit ist nicht nur wirtschaftlicher Natur, sondern auch eine geopolitische Waffe.“
Allenfalls eine vorübergehende Konfrontation
TVNET bezweifelt, dass es auf Dauer zu einem groß angelegten Einsatz wirtschaftlicher Waffen kommen wird:
„Die Drohung mit verschiedenen Handelsbeschränkungen bedeutet nicht, dass Länder dazu auch bereit sind. Die USA brauchen China, schon allein wegen seiner Produktion von Seltenen Erden, denn in dieser Hinsicht gibt es dafür keinen Ersatz. China wiederum braucht die USA. ... Es benötigt Zugang zum US-Markt, um Einnahmen zu erzielen. ... Beide Seiten können verlieren, und das ist ihnen durchaus bewusst. Dies wiederum führt zu der Annahme, dass es nicht zu einem groß angelegten Einsatz wirtschaftlicher Waffen kommen wird. Sollte dies dennoch der Fall sein, wäre eine solche Konfrontation höchstwahrscheinlich nur vorübergehend.“
Beide Seiten opfern wirtschaftliche Vernunft
Die Süddeutsche Zeitung spricht dem neuen Handelskonflikt jeden ökonomischen Sinn ab:
„Zölle treffen nie nur den Gegner, sondern auch die eigene Wirtschaft. Schon die Ankündigung neuer Handelsbarrieren lässt Investitionen stocken und Lieferketten brüchig werden. Das demonstrierten die weltweiten Börsenmärkte am Montag sehr eindrucksvoll. Die Erfahrung früherer Zollrunden zeigt, dass am Ende beide Seiten verlieren und mit ihnen ein großer Teil des Welthandels. Doch statt diesen Kreislauf zu durchbrechen, reagieren Washington und Peking weiter nach innenpolitischer Logik. So wird wirtschaftliche Vernunft geopfert, um Stärke zu demonstrieren, wofür am Ende alle zahlen, nicht nur die Streithähne USA und China.“