Sacharow-Preis für zwei Journalisten im Gefängnis

Der Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments geht dieses Jahr an die beiden in Belarus und Georgien inhaftierten Journalisten Andrzej Poczobut und Msia Amaghlobeli. EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola forderte ihre Freilassung und erklärte, ihre mutige Arbeit mache sie zu Symbolfiguren für Frieden und Demokratie. Kommentatoren zeigen Zufriedenheit mit der Entscheidung.

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Postimees (EE) /

Lage in Belarus und Georgien nicht vergessen

Postimees würdigt die Wahl der zwei Journalisten für den Sacharow-Preis:

„Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit hat sich zu einer der wichtigsten internationalen Auszeichnungen entwickelt und seine Bedeutung wächst insbesondere jetzt, da autoritäre Regime zunehmend Druck auf die Demokratie ausüben. Auf jeden Fall ist es sehr gut, dass das Europäische Parlament auf die Probleme der Meinungs- und Pressefreiheit in Belarus und Georgien aufmerksam macht. Wir dürfen sie im Schatten des russischen Angriffskrieges nicht vergessen.“

Gazeta Wyborcza (PL) /

Möge das eine Lawine auslösen

Der Journalist Bartosz Wieliński schreibt über seinen inhaftierten Kollegen, der als Korrespondent für die Gazeta Wyborcza gearbeitet hat:

„Wir in der Redaktion der 'Gazeta Wyborcza' hoffen, dass die Entscheidung des Europäischen Parlaments zum rollenden Kiesel wird, der eine Lawine von Ereignissen auslöst. Die in der baldigen Freilassung unseres belarusischen Korrespondenten münden. Andrzejs Schicksal ist endgültig nicht mehr nur Spielball zwischen Polen und den Geheimdiensten Lukaschenkas. Es ist zur Sache ganz Europas geworden. Und: Andrzej Poczobut ist nicht der einzige Preisträger. Zusammen mit ihm wurde auch die georgische Journalistin und pro-europäische Oppositionelle Mzia Amaglobeli geehrt.“

Rzeczpospolita (PL) /

Poczobuts Freiheit ist Aufgabe aller Polen

Rzeczpospolita fordert journalistische Solidarität:

„Wie lange wird das Regime in Minsk den unschuldig Verurteilten noch in seinen Kerkerzellen gefangen halten und foltern? Das hängt davon ab, wie viel Druck wir in dieser Frage auf Lukaschenka ausüben. Vor allem sollten wir auf die Amerikaner einwirken, damit sie keine weiteren Vereinbarungen mit dem Diktator über die Freilassung politischer Gefangener treffen, sofern Andrzej Poczobut nicht auf der Liste steht. ... Als er noch auf freiem Fuß war, war es für Andrzej Poczobut einzig und allein wichtig, dass möglichst viele Polen die Wahrheit über die Lage in Belarus erfahren. Heute ist es unser aller Pflicht, unabhängig von unserer redaktionellen Ausrichtung, die Wahrheit über Andrzej Poczobut zu verbreiten.“