Schwarzmeerflotte: Rumänien und Bulgarien uneins

Vor dem Nato-Gipfel in Warschau hat Sofia Bukarest mit seinen Plänen für eine gemeinsame Schwarzmeerflotte mit der Türkei abblitzen lassen. Nachdem der rumänische Präsident Johannis vergangene Woche zunächst die Zusage seines bulgarischen Amtskollegen Plewneliew erhalten hatte, lehnte wenig später der bulgarische Premier Borissow die Pläne kategorisch ab. Was steckt hinter dem diplomatischen Hin und Her?

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Adevărul (RO) /

Es war klar, dass Sofia nicht mitmacht

Warum Bukarests Pläne von Anfang an zum Scheitern verurteilt waren, erklärt der rumänische Journalist Ion Ionita auf seinem Blog bei Adevărul:

„Rumänien hat zwei Ideen [für seine Verteidigung]: Es will eine multinationale [Nato-]Brigade an Land und eine Nato-Schwarzmeerflotte auf See. Der irritierende Auftritt des bulgarischen Premiers hat die zweite Idee jetzt versenkt. Was muss sich Rumänien vorwerfen? Dass es sich die Bulgaren innerhalb von 24 Stunden anders überlegt haben? Dass ein Freund [aus Moskau] in Sofia angerufen hat? … Die Nato hat es uns Anrainerstaaten des Schwarzen Meeres selbst überlassen, uns auf eine mögliche Schwarzmeerflotte zu verständigen – und zwar genauer gesagt Rumänien, Bulgarien und der Türkei, den einzigen drei Nato-Staaten, die laut Meerengen-Abkommen von Montreux auch eine permanente Militärflotte im Schwarzen Meer haben dürfen. ... Man hätte wissen können, dass Bulgarien Russland in dieser Angelegenheit nicht verärgern will.“

Standart (BG) /

Bulgarien ist nicht die Marionette der USA

Dass Premier Bojko Borisov bei seiner kategorischen Ablehnung des Projekts bleibt, hofft die bulgarische Zeitung Standart:

„Nun stellt sich die Frage, ob Borisov in der Lage sein wird, den militaristisch eingestellten Teil des bulgarischen politischen Establishments, angeführt von [Präsident] Plevneliev, [Verteidigungsminister] Nentchev und [Außenminister] Mitov unter Kontrolle zu halten. Sie bedienen offensichtlich ausländische Interessen, die den nationalen Interessen Bulgariens widersprechen. … Plevneliev sollte mit einem klaren Mandat zum Natogipfel nach Warschau reisen, das definiert, was er anbieten und was er annehmen kann. … Sollten wir der Schwarzmeerflotte beitreten, würden wir bloß den USA und der Türkei als Marionette für ihre gemeinsame antirussische Regionalpolitik dienen.“