Korruptionsvorwürfe um Blair-Besuch in Bukarest

Ließ sich der rumänische Ex-Premier Victor Ponta 2012 mit 200.000 Euro bestechen, um den britischen Ex-Premier Tony Blair einzuladen? Diesem Vorwurf geht die Staatsanwaltschaft in Bukarest nach. Das Geld soll von einem Medienmogul stammen, dem Ponta einen Sitz im Parlament versprochen haben soll. Für Kommentatoren klingt die Geschichte plausibel.

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România liberă (RO) /

Ponta ließ sich von Blair reinwaschen

Ponta benutzte Blair, um seinen damals schon schwer angekratzten Ruf wieder herzustellen, echauffiert sich România Liberă:

„Der Besuch, den Ponta wahlstrategisch voll ausnutzte, war damals Teil einer bislang nicht da gewesenen Imagekampagne. Ponta musste zu diesem Zeitpunkt sein Bild als frisch entlarvter Plagiator reinwaschen und als Co-Autor eines groben Übergriffs auf die Justiz [im Laufe des Amtsenthebungsverfahrens gegen den damaligen Präsidenten Traian Băsescu], die Rumänien auf die Landkarte der Bananenrepubliken setzte. Der Medienmogul Sebastian Ghiță [Chef des Senders RTV] hat Ponta 200.000 Euro für das Reinwaschmittel Tony Blair gegeben. ... Millionen naiver Rumänen, die damals in Ponta den Retter der Nation sahen, haben diese Lüge geschluckt und sich beruhigt schlafen gelegt. Und statt einander 'Gute Nacht' zu sagen, haben sie sich gesagt, dass Ponta ein guter Junge sei, wo er doch einen solch europäischen Staatsführer zu Besuch hatte. Und dann sind sie ruhig eingeschlafen.“

Digi 24 (RO) /

Ein Labour-Mann mit kaputtem Ruf

Als Imageaufpolierer eignet sich Blair aber keineswegs, findet Digi24 und blickt auf die Liste von Vorwürfen, die gegen ihn bestehen:

„Bis Tony Blair jetzt wieder in einem Fall mit Victor Ponta aufgetaucht ist, hat die britische Presse viel über ein System geschrieben, das der frühere Premier genutzt haben soll, um seine öffentlichen international hochrangigen Posten dafür zu nutzen, reiche Klienten kennenzulernen. Es geht um Millionen Pfund, die über ein Dickicht aus diplomatischen Aktivitäten, Lobbyismus, Beratungen, Vorträgen an der Uni Yale und natürlich über Wohltätigkeitsveranstaltungen zustande kamen, wie The Times in einer Sonntagsausgabe im April 2016 schrieb ... Wir reden hier über einen Labour-Chef, der enorm viel Profit aus der Politik gezogen hat. Der Umfang seines Vermögens kann nur geraten werden. Ein Vermögen, das in dem Umfang wuchs, in welchem Blair an Renommee verlor.“