Polens Regierung versetzt Airbus

Die PiS-Regierung hat Airbus Helicopters überraschend den Zuschlag für die vereinbarte Lieferung von 50 Caracal-Hubschraubern im Wert von rund 3,1 Milliarden Euro verweigert. Nun will Paris die Militärhilfe für Polen herunterfahren, zudem sagte Präsident Hollande einen Besuch dort ab. Brüskiert Warschau leichtfertig einen alten Partner oder wehrt es sich gegen eine Ungleichbehandlung?

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Gazeta Polska Codziennie (PL) /

Franzosen wollten Warschau über den Tisch ziehen

Gazeta Polska Codziennie solidarisiert sich uneingeschränkt mit der polnischen Regierung:

„Französische Kommentatoren schreiben von einer Demütigung, einem Verrat und einem Stich von hinten in den Rücken, den die Polen ihnen erteilt hätten. ... Doch es ist ja interessant, dass Kuwait im August einen Vertrag für die Lieferung von 30 Caracal-Hubschraubern für 4,5 Milliarden Złoty [rund eine Milliarde Euro] unterzeichnet hat. … Im Rahmen des Vertrags bieten die Franzosen zudem ein komplettes Hilfs- und Servicepaket. ... Wir kennen zwar nicht alle Einzelheiten des Vertrags. Doch geht aus den öffentlich zugänglichen Informationen hervor, dass Polen rund 80 Prozent mehr zahlen sollte als Kuwait. Wer hat hier also wen gedemütigt, verraten und ihm von hinten das Messer in den Rücken gestochen? Wer handelt in böser Absicht? Der Westen zeigt mal wieder, dass er uns, wenn wir uns nicht wehren, wie eine Kolonie behandelt.“

Dziennik Gazeta Prawna (PL) /

Mal wieder ein diplomatischer Fauxpas

Dziennik Gazeta Prawna hingegen bedauert es, dass die PiS sich auf dem internationalen Parkett - wie so oft - höchst ungeschickt verhalten hat:

„Der erste und offensichtlichste Schluss, den man daraus ziehen kann, ist der, dass die Regierung der Partei für Recht und Gerechtigkeit keine Gelegenheit zum Konflikt auslässt. Ihr Ziel versucht sie stets so zu erreichen, dass sie unter lautem Schreien quasi mit dem Hammer draufhaut. Dabei könnte sie auch einfach nett lächeln und gezielt argumentieren - was aber in der Öffentlichkeit weniger sichtbar wäre. Es wirkt dilettantisch, dass sie mit ihrer Entscheidung nicht noch zwei Wochen gewartet hat, bis der Besuch vorbei ist. So aber sieht das Ganze aus wie eine direkte Brüskierung und fordert sie die Franzosen offen auf, zurückzuschießen. Es ist dies nicht der erste diplomatische Fauxpas dieser Führungsriege.“