Zu harte Strafe für Mogelei an griechischer Uni?

106 Studierende der Betriebswirtschaft an der Universität Patras haben auf Punkt und Komma genau dieselbe Hausarbeit abgegeben. Als Strafe dürfen sie nun nicht mehr an der laufenden Prüfungsphase teilnehmen. Griechische Medien nehmen den Fall zum Anlass für eine Reflexion über die Fehler des griechischen Bildungssystems.

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Kathimerini (GR) /

Schummelei passt zum System

Kathimerini findet die Strafen zu hart, weil nach Meinung der Tageszeitung die Betrügereien letztlich auf das griechische Bildungssystem zurückzuführen sind:

„Die Studenten haben die Aufnahmeprüfung für die Universität bestanden, indem sie das in der Schule Gelernte nachplapperten und zeigten, dass sie die Anforderungen für die akademische Ausbildung erfüllen hart zu arbeiten und genug Geld zu haben (für Nachhilfeunterricht und die Unterkunftskosten an der Uni). ... Die Frage ist, warum das Schummeln als eine verwerfliche und strafbare Handlung angesehen werden sollte, wenn das System des bloßen Auswendiglernens als wünschenswert erachtet wird und zum Fundament des griechischen Bildungssystems geworden ist.“

Naftemporiki (GR) /

Junge Leute nicht auf Uni vorbereitet

Der Mathematiker Stratos Stratigakis fordert in Naftemporiki ebenfalls, Milde gegenüber den Moglern walten zu lassen, seien viele doch an der Uni überfordert:

„Im Jahr 2004 gab es 106.925 Studierende, die alle Semester hinter sich gebracht, aber das Studium noch nicht abgeschlossen hatten. 2015 waren es 213.098. ... Somit hat sich ihre Zahl innerhalb von 11 Jahren verdoppelt. Die Wirtschaftskrise ist keine wirksame Erklärung dafür, denn 2004 waren es 106.925, und 2011, als die Krise gerade erst begonnen hatte, waren es schon 178.826. ... Meiner Ansicht nach ist es für diese Jugendlichen schwierig, ihr Studium abzuschließen, weil sie nicht mit den harten Anforderungen des Unterrichts fertig werden. Durch die Änderung des Systems der Aufnahmeprüfungen im Jahr 2000 wurde der vorgegebene Lernstoff für diese drastisch reduziert. In der Folge fehlt den jungen Studierenden nun das Wissen.“