Israel attackiert Iran: Welche Ursachen und Folgen?
Israel hat in der Nacht auf Freitag den Iran erneut aus der Luft angegriffen. Ziele waren neben der Atomanlage in Natans auch zahlreiche Wohnhäuser in Teheran. Dabei sollen mehrere Kommandeure sowie sechs Nuklearwissenschaftler ums Leben gekommen sein. Der Iran hat nach Angaben aus Tel Aviv mit Drohnenangriffen auf Israel reagiert. Europas Medien debattierten noch vor dem Angriff das iranische Atomprogramm und das Risiko einer solchen Eskalation.
Iran zeigte sich unkooperativ
Die Gefahr durch Teherans Atomprogramm ist real, erklärt La Repubblica:
„Erstmals seit 20 Jahren hat die IAEA die Islamische Republik dafür getadelt, dass sie ihren Verpflichtungen in Bezug auf ihr Atomprogramm nicht nachkommt. Sie lässt Inspektionen nicht in vollem Umfang zu und hat immer noch keine Erklärung für die an drei nicht deklarierten Standorten gefundenen Uranspuren. Der nächste Schritt könnte die Wiedereinführung der 2016 aufgehobenen UN-Sanktionen sein. Die Krise schwelt bereits seit Wochen, nachdem die IAEA enthüllte, dass Teheran über Uranmengen verfügt, die auf 60 Prozent angereichert sind und – auf 90 Prozent erhöht – für mindestens sechs Atomsprengkörper ausreichen. ... Der Iran hat immer behauptet, sein Programm sei friedlich, aber er ist das einzige Land der Welt ohne Atombombe, das Uran auf 60 Prozent anreichern kann.“
Vergeltung könnte weitere Staaten treffen
Diena befürchtet einen Flächenbrand:
„Dieselben Medien, die derzeit über Israels 'volle Einsatzbereitschaft' berichten, haben Ende Mai über die Angst und den Widerstand der regionalen US-Verbündeten – Saudi-Arabien, Katar, Bahrain usw. – gegen einen Gewalteinsatz geschrieben, nachdem Trump die vollständige Zerstörung der iranischen Atomanlagen versprochen hatte. Der Iran ist nicht nur die Militärmacht der Region, sondern auch das religiöse Zentrum des schiitischen Islam und ein Land mit einer Vielzahl verschiedener verbündeter Formationen und Bewegungen, die sofort für einen 'Heiligen Krieg' mobilisiert werden können – weniger gegen Israel als vielmehr gegen die USA und ihre Verbündeten in der Region.“
Trump überging Israel und kuschelte mit Moskau
Publizist Jurij Bohdanow hält auf Facebook Trumps bisherige diplomatische Bemühungen in der Iran-Atom-Frage für wenig rational:
„Erstens hat er Israel – die stärkste Militärmacht der Region – faktisch aus dem Prozess ausgeschlossen. ... Die Position eines zentralen Verbündeten zu ignorieren, wenn man selbst keine starken Karten in der Hand hat, ist ein ziemlich fragwürdiger Ansatz. ... Zweitens hat er Russland in die Verhandlungen einbezogen – einen Akteur, der direkt an deren Scheitern interessiert ist. Für den Kreml würde eine Regelung der Iran-Frage die Aufhebung der Sanktionen [gegen den Iran] bedeuten, das Einströmen riesiger Mengen iranischen Öls auf den Markt und folglich einen Preisverfall. Stabilität im Nahen Osten stellt eine direkte Bedrohung für russische Interessen dar.“
Tyrannensturz In Teheran?
Phileleftheros hofft bei aller Besorgnis auf einschneidenden Wandel im Iran:
„Analysten gehen davon aus - und das iranische Regime scheint dem nicht zu widersprechen -, dass im Falle eines Angriffs die unmittelbare Gefahr seines Sturzes besteht. Es ist ein Spiel mit den Nerven, aber auch ein Spiel, bei dem für alle in der Region viel auf dem Spiel steht. Die Befreiung des Planeten von diesem tyrannischen und gefährlichen Regime wird im Nahen Osten sicherlich nur Zufriedenheit auslösen.“